Die Teilnahme am Surb Patarag. Warum ist sie so wichtig?

„Die Gnade, die Liebe und die lebendigmachende göttliche Kraft des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes sei mit euch allen.“ – betet der zelebrierende Priester und segnet die Anwesenden, die zur Teilnahme am Hl. Kommunion zum Surb Patarag in die Kirche gekommen sind. Um diesen Segen zu empfangen, um sich von der Last des Bösen zu befreien, um sich an die lebenschenkende Wohltaten Gottes zu erinnern, um am Leib und Blut des Herrn teilzuhaben und um sich dafür zu bedanken, kommen wir jeden Sonntag in die Kirche und nehmen am Surb Patarag teil.

Sabbat oder Sonntag?

„Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem HERRN, deinem Gott, geweiht“ (Ex 20,10) steht in der Bibel. Galt das Dritte Gebot Gottes „Gedenke den Tag des Herrn“ im Alten Testament für den Sabbat (arm. Շաբաթ), so feiern die Christen den Tag des Herrn (gr. Kyriaki, arm. Կիւրակի), am Tag der Auferstehung Jesu Christi, am Sonntag.

Der Sabbat ist der Tag, an dem Gott ruhte. Der Sonntag hingegen, ist der Tag des Anfangs und der Erneuerung. Es ist ein Neuanfang durch die Auferstehung des Herrn. Deshalb kommen wir, als armenische Christen, an diesem Tag zusammen, hören das Wort Gottes in der Kirche. Wir nehmen am Surb Patarag (Göttliche Liturgie, Messe) teil. Wir gedenken so des Leidens, des Todes und der Auferstehung des Herrn und bedanken uns beim Herrn für die Erlösung der Menschheit von den Fesseln des Todes.

Es ist eigentlich eine Pflicht für jeden Christen,
die aus der Liebe heraus begründet werden soll.

Es ist eine Pflicht am Sonntag und an den anderen kirchlichen Feiertagen in die Kirche zu gehen, Surb Patarag zu besuchen und am Surb Haghordutyun (Hl. Kommunion) teilzunehmen. Denn: vernachlässigt man diese Pflicht, sündigt man gegen den Dritten Gebot Gottes. Ein bekennender Christ geht aber in die Kirche vor allem deshalb, weil er dort Gott und seine lebendige Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen, die Gemeinschaft, der an Jesus Christus glaubenden Menschen begegnen und erleben will. Er geht in die Kirche, er besucht Gottesdienste aus der Liebe heraus. So wie jemand Menschen besucht, die er lieb hat, so besucht der Christ den Gottesdienst, weil er Gott und die Gemeinschaft der Glaubenden liebt hat.

Was geschieht aber am Sonntag in der Kirche?

Sonntags feiern wir gemeinsam Surb Patarag. Es ist der zentrale Gottesdienst im Leben einer Kirchengemeinde. Während dieses Gottesdienstes wird das Mysterium der Eucharistie gefeiert. Dabei wird die Verwandlung von Brot und Wein in Leib und Blut des Herrn (Lk. 22, 14 – 20) zelebriert. Der Gemeinde empfängt die geweihten Gaben und vereint sich so mit dem Herrn Jesus Christus und mit Seiner Kirche.

Die in der Kirche versammelte Gemeinde kommt zusammen, um Gott zu verherrlichen und mit „einem Mund und einem Herzen“ an den heiligen Mysterien Christi teilzuhaben. So folgt sie dem Beispiel der heiligen Apostel und des Herrn selbst, die, nachdem sie sich am Vorabend des Verrats des Herrn Jesus Christus und des Leidens am Kreuz zum letzten Abendmahl versammelt hatten, aus dem Kelch tranken und das Brot aßen, das Jesus Christus ihnen gab.

„Denn zum Christentum gehört Glaube, Taufe und der Genuss des heiligen Sakramentes; wer davon ferne bleibt und desselben ermangelt, dem mangelt das Christentum, denn Christus sagt, wer mein Fleisch isst, der wird in mir wohnen und ich in ihm (Joh. 6, 57)“ – sagt der armenische Katholikos Johannes Mandakuni in seiner Rede „Über die Andacht und Ehrfurcht beim Empfang des Hl. Mysteriums“.

Die Teilnahme am Surb Patarag ist also eine Lebensnotwendigkeit für Christen. Derjenige, der Gott liebt, will sich mit ihm Vereinen, in einer ständigen Beziehung mit Ihm sein. Durch das Kommunion werden wir zum Teil des gesamten Leibes, die wir Kirche nennen und deren Haupt Jesus Christus ist.

Lassen wir also unsere Pflicht aus der Liebe heraus erfüllen und Zeit finden für uns, für Gott, für die Gemeinschaft. Denn dadurch gewinnen letztendlich wir alle. Schließlich möchten wir teilhaben an der Ewigkeit, wir möchten die Kraft und die Gaben des Herrn in uns fühlen und entfalten, wir möchten eine lebendige Beziehung mit Gott und heranwachsen in Gotteserkenntnis, zu Ehren Gottes. All das ist für einen praktizierenden, bekennenden Christen, undenkbar ohne Teilnahme am Surb Patarag.