Liebe Schwestern und Brüder,

diese frohe Botschaft verbreitet sich heute durch die Welt. Diese Botschaft haben die Engel den ölbringenden Frauen verkündigt, diese den Aposteln, die Apostel den Heiligen. Die leuchtend strahlende Botschaft der Auferstehung des Herrn erklingt heute in der ganzen Welt, im All, überall und jedes Geschöpf hört heute die Einladung der Kirche: Frohlocked heute, Christus ist auferstanden von den Toten!

Die gleiche Botschaft und Einladung, die seit Jahrhunderten am Ostern die Kirche durch die Welt verbreitet, wird heute auch für uns hörbar. Für uns, die wir uns in einer unbeschreiblich schweren Situation befinden. Für uns, die wir gezwungen sind aus der Ferne den größten christlichen Fest zu feiern. Für uns, die wir jeden Tag zeugen werden, wie für abertausend Menschen das Licht des Lebens ausgeht. Für uns, die wir sehen, wie das Finsternis die Welt umarmt. Für uns, die wir sehen, wie rücksichtslos und gnadenlos der Tod ist.
Viele Fragen heute zurecht: wie sollen wir frohlocken und uns freuen, wenn wir sehen all das, was mit uns und um uns herum geschieht. Diese mit Schmerz und Leid erfühlte Frage, darf man nicht übersehen. Man darf es auch nicht unbeantwortet lassen. Diese Frage aber erklingt nicht zum ersten Mal. Die Menschheit hat im Laufe ihrer Geschichte des Öfteren Katastrophen und scheinbar hoffnungslose Situationen erlebt. Niemals aber wurde die Menschheit von Gott alleine gelassen. Damit wir dies nicht vergessen, lehrt uns unsere Kirche durch die Lesungen der Karwoche. So hören wir die Geschichte der Schöpfung, wir hören über den Sündenfall und ihre Folgen. Wir hören über Abraham und seine grenzenlose Liebe Gott gegenüber, der bereit war seinen einzig geliebten Sohn Gott zu opfern. Wir hören die Geschichte des Lazarus und die Prophezeiungen. Wir hören über Sadrach, Mesach und Abed-Nego, die ins Feuer geworfen wurden und trotzdem in ihrem Glauben unerschüttert blieben. Wir hören auch die Geschichte der Passion Christi, seines unsagbaren Leides und seiner Kreuzigung. Wie viel Schmerz und wie viel Leid gibt es in diesen Geschichten… Ja, man kann dem nur zustimmen. Aber gleichzeitig berichten all diese Geschichten über den Sieg des Herrn. Zwar vertreibt der gerechte Herr den Menschen aus dem Paradies, wegen seiner Sünden, aber gleichzeitigt verspricht er auch die Rettung des menschlichen Geschlechts. Der Herr sieht den Glauben Abrahams und schenkt neues Leben dem Isaak. Der Herr Hilft den drei Jungen Sadrach, Mesach und Abed-Nego und obwohl um sie herum das Feuer brennt, geschieht ihnen nichts. Der Herr ruft den Verstorbenen Lazarus aus dem Grab heraus zum Leben. Der Herr selbst ist von den Toten auferstanden. Er besiegt den Tod und zerstört die Toren der Hölle.
Trotz aller Schwierigkeiten und aller Verbote, isoliert in unseren Häusern, trotz der uns umgebenen Finsternis und der scheinbar Hoffnungslosen Situation, hören wir heute die Frohe Botschaft: „Frohlocked heute: Christus ist auferstanden von den Toten!“ Und erneut brennen die Kerzenlichten des Lebens. In unseren Familien verbreitet sich die Wärme des Lichtes der Auferstehung. Unbeschreibbare wärme der göttlichen Liebe, die uns kräftigt und uns lehrt unerschüttert zu bleiben in unserem Glauben, ohne Angst vor dem Bösen. Keine Bosheit, keine Krankheit, kein Verbot und nichts Anderes kann unsere Freunde und unsere Glückseligkeit heute zum Schweigen bringen, denn heute rufen wir mit dem Heiligen Apostel und Fragen: „Tod, wo ist dein Sieg? Grab, wo ist dein Stachel?“ (1 Kor. 15, 55).
An diesen Tagen kommen mir die zwei Freunde Christi vor Augen, die aus Jerusalem, von dem Ort wo Jesus gekreuzigt wurde, verzweifelt und erschöpft nach Emmaus gehen. Ich bin mir sicher, dass sie auch einander fragen: was wird es mit uns? Sie haben doch auch vor dem Tod Christi Pläne geschmiedet, sich Ziele gesetzt, Hoffnungen über die Zukunft gemacht, ihr Leben auf die Reihe gekriegt. Und nun? Wie wird die Zukunft nun aussehen? Wie ähnlich sind diese Zwei Freunde Christi uns heute, die wir nur zu zweit auf die Straße dürfen. Auch wir fragen uns heute, wie wird unser morgen aussehen? Aber siehe, da erscheint plötzlich ein Dritter, der anscheinend von den ganzen Verboten und Regeln die gelten, keine Ahnung hat. Er stellt Fragen und hört zu. Diesen dritten erkennen die zwei Männer nicht, aber seine Anwesenheit schenkt ihnen himmlische Kraft und beschert mit Glück. Dieser Dritte ist Jesus Christus, der die allerschlimmste Isolation im Grab besiegt hat, in dem er die Toren der Hölle zerstörte und auferstand von den Toten, damit neues Leben, damit Auferstehung, allen ermöglicht wird, die an Ihn glauben.
Christus ist auferstanden von den Toten. Der Tot, der als Hindernis für die menschliche Existenz war, hat keine Kraft mehr über uns. Der Tod wurde durch die Auferstehung Christi besiegt. Und wir, die wir getauft sind im Namen der Heiligen Dreifaltigkeit, gestorben sind mit Christus, um mit Ihm aufzuerstehen, sollen heute einen besonderen Dienst auf unsere Schulter aufnehmen, mit neuem Eifer, mit neuer und größerer Liebe der Welt den Auferstandenen Jesus zu verkünden und die Botschaft seiner Auferstehung zu verbreiten. So, wie dies tausende Ärzte und Ärztehelfer tun.
Sie stellen ihr eigenes Leben im Gefahr und tun alles Mögliche um das Leben der Anderen zu retten. So, wie all die Menschen, die ihr Leben im Gefahr bringend arbeiten, um uns das Leben zu ermöglichen, damit wir was zum Essen und zum Trinken haben, damit es uns möglich wird, auch mit einigen Beschränkungen, doch unser Leben weiter zu führen.
Vor diesem Heiligen Altar stehend, erlauben Sie mir, mein aufrichtiger Dank auszusprechen all denen, die in diesen Tagen ihr eigenes Leben gefährden um das Leben der anderen zu retten und zu ermöglichen. Erlauben Sie mir heute ganz besonders im Gebet mit all den Familien zu sein, die ihre Liebsten, Verwandte, Freunde verloren haben. Erlauben Sie mir heute ganz besonders für die zu beten die Nichts haben, die als Flüchtlinge ihre Heimat verlassen haben, die Arm sind und all die, die sich heute um ihr tägliches Brot sorgen machen, all die, die heute wegen Ungerechtigkeit am meisten Leiden und mehr als je unsere Hilfe benötigen. Lasset uns heute beten und nicht nur beten, sondern auch nach Möglichkeiten einer dem anderen helfen und unterstützen, um nicht zuzulassen, dass es wegen der Pandemie auch noch Kinder gibt, die hungrig ins Bett gehen müssen, weder in Armenien, noch in Deutschland, noch anderswo auf der Welt. In diesem Sinne bitte ich allen, die Möglichkeit haben, die Stimme unseres Katholikos zu hören, der um Hilfe bittet für alle, die in den jeweiligen Ländern wegen der Pandemie bedroht sind aber auch für Armenien, um auch dort die betroffenen nicht im Stich zu lassen.
Heute, trotz aller Schwierigkeiten, sehen wir im Horizont einen Streifen des Lichtes der Hoffnung. Sie kommt um uns zu verkünden „Frohlocket heute: Christus ist auferstanden von den Toten“! Lasset uns also unsere Herzen öffnen, lasset uns geistliche Lieder singen und lasset uns selig frohlocken, denn Christus ist auferstanden von den Toten. Und wenn es so ist, dann ist der Sieg auf unserer Seite, dann wird jegliches Leid und Schmerz vergehen, dann hat der Tod keine Macht über uns. Seid also erleuchtet durch das Licht der Auferstehung Christi und erleuchtet eure Umgebung. Heute braucht jeder von uns dieses Licht! Und möge der leuchtende Segen des auferstandenen Christus, Seine schützende Rechte und all seine Macht über euch, über eure Familien, über eure Angehörigen und Freunden, über unser Volk, über alle Völker weilt.

Frohlocket heute: Christus ist auferstanden von den Toten!

Pfr. Dr. Diradur Sardaryan