Einige Fastenregeln

Ab Monatg nach Bun Barekendan beginnt in der Armenischen Apostolischen Kirche die 40-tägige Große Fastenzeit, die bis zum Lazarus-Samstag vor Avag Shabat (Große Woche oder Karwoche) dauert. In dieser Zeit verzichten wir auf Nahrungen, die aus Fleisch oder tierischen Erzeugnissen hergestellt wurden, und ernähren uns vegan.

Zwar ist es für berufstätige Christen, von einer Familie mit Kindern und von Menschen mit Erkrankungen oder gesundheitlichen Einschränkungen nicht erwartet, dass sie die Fastenregeln so vollständig eingehalten, wie das in der Lebensgemeinschaft eines Klosters dies möglich ist. Aber auch sie können und sollen das tun, was in ihrer Lebenssituation möglich und sinnvoll ist. Was dies sein kann, sollte ein jeder Gläubige mit seinem Beichtvater vertrauensvoll besprechen. Denn es ist wichtig, dass sich niemand allzu leichtfertig über das gemeinsame Fasten der Kirche hinwegsetzt. Denn, Enthaltung in einer oder anderen Weise, Verzicht, Vertiefung im Gebet und vertieftes Lesen der Hl. Schrift, Ausübung der Nächstenliebe, sind eigentlich jedem Christen möglich. Und ohne diese Bemühungen gibt es auch kein Wachsen auf dem Wege der Theosis, einer vertieften Gemeinschaft mit Gott.

HIER EINIGE PRAKTISCHE FASTEN-REGELN:

1. Das Fasten (wenn es um eine Woche oder mehr dauert) beginnt in der Armenischen Kirche ab dem Montag, nach dem Barekendan.

2. Ab diesem Tag bis zum Vorabend des Festes (z.B. Ostern, Weihnachten, Wardawar etc.) enthält man sich von allen tierischen Produkten (Fleisch, Fisch, Wurst usw.) und tierischen Erzeugnissen (Eier, Butter, Milch, Käse usw.). Ausnahme bildet nur der Honig.

3. Neben dem „normalen“ Fasten (Pahq) gibt es auch das strenge bzw. totale Fasten (Tsom). Hierbei kann einerseits während eines bestimmten Zeitraumes (traditionell an jedem Mittwoch und Freitag) komplett auf Nahrung verzichtet werden. Andererseits ist es auch möglich, stundenweise (z. B. von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang) zu fasten und danach wieder pflanzliche Kost zu sich zu nehmen (Bitte nur in Absprache mit ihrem geistlichen Vater).

4. Man fastet in der Armenischen Kirche durchgehend, 24 Stunden am Tag, einschließlich Samstage und Sonntage. Für diejenigen, die dem nicht standhalten können, empfiehlt sich das sogenannte „Halbfasten“. Dabei dürfen tierische Erzeugnisse (Eier, Butter, Käse, Milch usw., aber kein Fleisch) an Samstagen und Sonntagen gespeist werden (Bitte nur in Absprache mit ihrem geistlichen Vater).

5. In der Mitte der Großen Fastenzeit wird „Mitschink“ gefeiert. Man backt einen Kuchen, in dem eine Münze versteckt wird. Wer das Kuchenstück mit der versteckten Münze bekommt, dem wird das Jahr Glück bringen.

6. Das Fasten endet mit Haghordutyun (Kommunion-Empfang) entweder am Vorabend oder am Tag des jeweiligen Festes. Man soll in die Kirche gehen, Beichten, Surb Patarag beiwohnen und mit einer Hl. Kommunion das Fasten beenden.

7. Die Kirche erwartet, dass die Fastenden während der Großen Fastenzeit regelmäßig zur Kirche kommen, den speziellen Abendandachten zur Fastenzeit beiwohnen sowie das Lesen der Bibel und ihre persönlichen Gebete intensivieren.

8. Es ist auch wichtig, sich wenigstens während der Fastenzeit von schädlichen Gewohnheiten (z. B. dem Rauchen) fernzuhalten.

9. Während der gesamten Fastenzeit finden in der Kirche keine Trauungen statt. Es ist auch Madaghorhnutyun untersagt.

10. Die armenischen Gemeinden und Vereine werden gebeten, während der Großen-Fastenzeit vor Ostern keine Partys zu veranstalten.