Hl. Johannes der Täufer und Bischof Atanakines

Reliqueinübertragung nach Armenien

Unter den Feiertagen, die dem Heiligen Johannes dem Täufer gewidmet sind, ist die Reliquienübertragung nach Armenien der dritte Feiertag im Jahr. Dieser Feiertag hat eine große historische Bedeutung für die Armenische Kirche und wird jedes Jahr mit großen Feierlichkeiten begangen. In diesem Artikel möchten wir einen genaueren Blick auf die Geschichte und die Wunder im Zusammenhang mit diesem Fest werfen.

Als der Patriarch von Caesarea Ghevondios den Hl. Grigor Lusavorich (Hl. Gregor der Erleuchter) zum Priester und armenischen Bischof weiht, übergibt er ihm, als Zeichen einer besonderen Ehre, die Reliquien des Hl. Johannes des Täufers und des Hl. Atanakines Bischof von Sebastia. Der Hl. Bischof Atanakines war der Schwager des Hl. Grigors, der vor einigen Jahren den Märtyrertod unter Diokletian (284-305) erlitten hat.

Nachdem der neugeweihte armenische Katholikos mit den Reliquien und seiner Gefolgschaft in seine Heimat zurückkehrte, wurde er mit bewaffnetem Widerstand von Heidenpriestern in der Provinz Taron konfrontiert, die dem Heidentum treu geblieben waren. Da der Kampf unvermeidlich war, kümmerte sich
Hl. Grigor um die Reliquien der Heiligen und versteckt sie an einem unbekannten Ort. Der Fürst von Mok entfernte den Katholikos vom Schlachtfeld und brachte ihn in den uneinnehmbaren Festung Oghakan unter. Nach zwei Tagen Krieg wurden die Heiden besiegt und der Nacharars schicken einen Boten zur Festung. Der Hl. Grigor verlässt mit seiner Gefolgschaft die Festung und macht sich auf den Weg zum Schlachtfeld, doch bevor sie den Ort erreichen, bricht die Dunkelheit herein und die Gruppe verfehlt den Weg. Plötzlich erscheint von dem Ort, an dem die Reliquien versteckt wurden, ein helles Licht auf, das die umliegende Landschaft und die Felder wie die Sonnenstrahlen in der Dunkelheit der Nacht erleuchtet. Die Bewohner des Ortes verlassen verwundert ihre Häuser, wenden sich der Lichtquelle zu und beginnen in großer Ehrfurcht zu beten und Buße zu tun. Diejenigen, die bis dahin im Heidentum verharren, bekehren sich. Der Hl. Grigor und seine Gefolgschaft zieht mit den Reliquien durch das Dorf und feiert in großer Freude das Wunder und die Bekehrung der Heiden.

Ein weiteres Wunder ereignete sich, als der Patriarch die Ruinen von Demetris Mehyan in Innaknya erreichte. Dämonen erschienen in der Luft und erklärten, dass die Gebeine des Heiligen Markhars sie von diesem Ort vertrieben hätten. Nachdem der Patriarch die Dämonen durch Gebete geheilt hatte, ließ er die verbliebenen Strukturen der Mehyan zerstören und baute an ihrer Stelle die Kirche des Heiligen Hovhannes der Täufer. Tausende von Menschen wurden dort getauft, während ein säulenförmiges Licht vom Himmel herabstrahlte und die Zeremonie begleitete.

Am nächsten Tag wurde bekannt, dass der Tempel des heidnischen Götzen Demetrios in Taron von selbst zerstört wurde. Als der Hl. Grigor diesen Ort erreicht, sieht er die Ruinen des Tempels und die Tempeldiener schreien. Zu diesem Zeitpunkt erschien eine große Menge Dämonen im Himmel und schrie: „Wehe uns, denn die Gebeine der Toten (d. h. die Heiligen Reliquien) vertreiben uns von hier!“ Einige der heidnischen Priesterklasse fallen, von Dämonen gefoltert, halb tot zu Boden. Der Hl. Grigor heilt sie mit einem Gebet und befiehlt, die andere, noch stehende Tempel des Gisane zu zerstören. An der Stelle der Demetri Tempels wird dann ein Stück der Reliquien des Hl. Johannes  begraben und eine gleichnamige Kirche gebaut. Am Ort des anderen Tempels wird ein Teil der Reliquien des Bischfs Atanakines begraben. Auch hier entsteht eine Kirche. Mehr als 5000 Anwohner lassen sich dabei taufen. Während der Taufe steigt ein säulenförmiges Licht vom Himmel herab und scheint während der gesamten Zeremonie etwa drei Stunden lang über den Häuptern der Getauften.

Mit dem Rest der Reliquien zieht der Katholikos Grigor Lusavoritsch nach Ashtishat, um dort die Tempel von Vahevah, Artemis und der Göttin Astghik zu zerstören, wo die Menschen noch immer Opfer darbrachten. Doch auf Befehl des Herrn bleibt der Katholikos am Ufer des Aratsani-Flusses stehen und baut dort eine kleine Kapelle, wo die Reste der Hl. Reliquien begraben werden. Später entsteht hier der Hovhannavank. Während der Bau der Kapelle im Gange war, befiehlt der Katholikos den Truppen, nach Ashtishat zu gehen und die Tempel zu vernichten. Doch es gelingt ihnen nicht. Der Katholikos steigt auf einen Hügel gegenüber der Stadt hinauf und betet. Auf sein Gebet hin erhebt sich ein Wind von großer Kraft, der die Tempel vollständig zerstört. Als die Einheimischen dieses schreckliche Zeichen sehen, bekehren sie sich. Der Hl. Grigor errichtet in Ashtishat einen großen christlichen Tempel mit einem Taufbecken, in dem er 20 Tage lang zehntausende Menschen tauft. Dannach kehrt er zurück zu der Kapelle und baut dort einen Altar, auf dem er seine erste Liturgie feiert und Kommunion an das Volk verteilt.

Das Fest der Reliquienübertragung der Hl. Johannes des Täufers und des Bischofs Atanakines wurde später zu einem Feiertag, welches jedes Jahr mit großer  Freude am Vortag des Festes Ausstieg des Hl. Grigor Lusavoritch aus dem Kerker begangen wird.