SURB (HEILIGER) NERSES IV. SCHNORHALI
Katholikos Aller Armenier, Ökumeniker,
Gelehrter, Dichter und Musiker
* 1102 auf Burg Tzovk; † 1173
In der reichen Geschichte Armeniens erstrahlt eine herausragende Persönlichkeit, die sowohl als Katholikos Aller Armenier als auch als bedeutender Theologe, Ökumeniker, Gelehrter, Dichter und Musiker in die Annalen der Zeit eingegangen ist: Surb (Heiliger) Nerses IV. Schnorhali. Seine reichhaltige Lebensgeschichte und sein kulturelles Erbe laden dazu ein, einen faszinierenden Blick auf das mittelalterliche Armenien zu werfen.
Geboren im Jahre 1102 auf der Burg Tzovk, wurde Nerses IV. Schnorhali zu einer Schlüsselfigur im religiösen und kulturellen Gefüge des Landes. Sein Weg führte ihn zum Roten Kloster (Karmir Vank) bei Kessoun (heute Çakırhüyük, Besni, Provinz Adıyaman in der Türkei, früher Armenien), wo er seine geistliche Ausbildung erhielt und das Fundament für sein spirituelles Wirken legte.
Die Berufung zum Priester und später zum Bischof erfolgte durch die Hand seines Bruders, Katholikos Gregor III. Pahlawuni. Doch Nerses’ Einfluss und Wirken endeten nicht dort. Als er 1166 selbst zum Katholikos gewählt und gesalbt wurde, setzte er die ökumenischen Gespräche seines Bruders mit der byzantinischen und lateinischen Kirche fort, und hinterließ somit ein wertvolles Erbe des Dialogs mit den Schwesterkirchen.
Bemerkenswert ist jedoch nicht nur seine theologische Arbeit, sondern auch sein Beitrag zur armenischen Musikwelt. Als einer der herausragenden Autoren der mittelalterlichen, spirituellen Musikwissenschaft und kreativen Kunst, ist Nerses Schnorhali unvergessen. Seine Klänge, tief verwurzelt im geistlichen Gesang, prägen noch heute die armenische Musikkultur.
In seinen etwa zweihundert überlieferten Liedern spiegelt sich die Essenz der armenischen Kirche wider. Dieses Erbe ist in einer Reihe ritueller Register der musikalischen Natur der armenischen Kirche verstreut: in Sharaknots (Kirchenliederbuch), Jamagrik (Stundengebetsbuch), Liturgische Hymnen. Die „Manrusuts“ Sammlungen, eine gewisse Art Lehrbuch für armenischen Kirchengesang, Kirchenmusik und Neumen, werden im Allgemeinen mit dem Namen des Hl. Nerses Schnorhali in Verbindung gebracht.
Das Vermächtnis des Heiligen Nerses Schnorhali hat die Jahrhunderte überdauert und seinen unauslöschlichen Einfluss auf die Entwicklung des armenischen geistlichen Gesangs hinterlassen. Heute, im 21. Jahrhundert, erstrahlt sein künstlerisches Erbe weiterhin, und lädt uns ein, uns in eine faszinierende Welt der Spiritualität und Kreativität zu vertiefen.