Wie verhalte ich mich in der Kirche?

Sie sind selten in einer Kirche oder haben erst kürzlich die Taufe empfangen und möchten gerne wissen, wie Sie sich in einer Kirche verhalten? Hier sind einige Regeln bzw. Empfehlungen, die Ihnen helfen können.

Die Christen glauben, dass jede geweihte Kirche ein Haus Gottes ist. Sie kommen hierher für eine Begegnung mit dem Schöpfer. Sie zünden hier eine Kerze an, sprechen ihr persönliches Gebet, beichten oder empfangen den Segen, nehmen an den Gottesdiensten und Mysterien der Kirche teil. Mit anderen Worten, es ist ein besonderer Ort. Das richtige Benehmen in der Kirche hilft dem Einzelnen, sich auf das Gebet und auf das Wesentliche zu konzentrieren und schützt uns davor, ungewollt anderen Menschen in diesem ganz persönlichen, intimen Moment, zu stören.

  • Die Kirche ist ein Ort des Gebetes. Es ist also nicht angebracht, vor allem während des Gottesdienstes laut zu sprechen und sich überhaupt zu unterhalten, denn so verliere ich meine persönliche Konzentration und störe die anderen, z. B. den betenden Gläubigen, den Chor, den Geistlichen. Zudem ist es respektlos gegenüber dem Wort Gottes, welches während des Patarags, des Gottesdienstes oder bei anderen Riten, gesprochen wird.

  • Ein gläubiger Christ sollte in voller Aufmerksamkeit dem Ablauf des Gottesdienstes folgen, sich an dafür vorgesehenen Stellen bekreuzigen, sich in Ehrfurcht niederbeugen, mit ausgebreiteten Armen oder mit gefalteten Händen beten. Beim Beten schauen wir immer in Richtung Osten. Der Altar befindet sich in den Armenischen Apostolischen Kirchen immer im Osten. Hier befinden sich Reliquien und Ikonen, hier ist symbolisch der Thron Gottes, somit auch das Zeichen Seiner Anwesenheit.

  • Wenn Sie nicht wissen, wann Sie sitzen oder stehen sollen, folgen Sie folgendem Prinzip: immer, wenn der Priester ein Gebet spricht und den Segen spendet, sollten wir stehen. Knien können wir während der Beichte, des “Srbasatsutjun”-s, des “Surb, Surb”- oder des “Ter Voghormya”-s. Während der Fürbitten und des Gesangs von Scharakans oder der Predigt dürfen wir sitzen. Die Bücher des Alten Testaments und die Apostelbriefe dürfen wir sitzend hören. Das Wort Gottes, das Evangelium, hören wir immer aufrechtstehend, in voller Aufmerksamkeit.

  • Während der laufenden Gottesdienste oder des Surb Patarags sollte man das Fotografieren und Filmen vermeidengenauso wie die Nutzung von Mobiltelefonen. Dieses sollten in der Kirche ganz ausgeschaltet werden. Denn sie kommen ja in die Kirche und brauchen Zeit nur für sich und Gott. Alles andere, alles Weltliche, sollte sie in diesem Moment nicht ablenken.

  • Das Sitzen mit übergeschlagenen Beinen und die Haltung der Hände gekreuzt auf der Brust, auf dem Rücken oder in der Hosentasche werden in der Kirche nicht gern gesehen. Es wird als ein Zeichen der Respektlosigkeit verstanden.

  • Vergessen Sie nicht ihre Uhr. Denn zu den Gottesdiensten sollte man rechtzeitig kommen und an dem gesamten Gottesdienst teilnehmen. Sind Sie verspätet, so versuchen Sie möglichst unauffällig einen Platz einzunehmen, ohne andere Anwesenden zu begrüßen oder mit ihnen ein Gespräch zu beginnen.

  • Wichtig wäre auch auf die Kleidung zu achten. Der Kirchgang ist ein Fest, darum sollte man sich angemessen anziehen und auf freizügige Kleidung oder Sportanzüge verzichten. Die Männer stehen in der Kirche mit entblößtem, die Frauen mit bedecktem Haupt. Wenn Sie sichergehen wollen, verzichten Sie auf ärmellose Oberteile, tiefe Dekolletés und Miniröcke.

  • Wenn Sie an Haghordutyun (Kommunion) teilnehmen möchten, sollten Sie sich entsprechend vorbereiten und die allgemeine oder persönliche Beichte ablegen. Verzichten Sie unbedingt auf Lippenstift, denn in der Armenischen Kirche legt der Pfarrer die Hl. Kommunion in den Mund des Gläubigen. Sie tun damit ein großes Gefallen dem Pfarrer und den anderen Gläubigen.

  • Jegliche Getränke sollten genauso wie Snacks und Kaugummis draußen bleiben. Speisen und Getränke gibt es meist nach dem Gottesdienst im Gemeindesaal. Wenn Sie an der Hl. Kommunion teilnehmen möchten, sollten Sie nüchtern sein, also vorher nichts Essen und nichts Trinken (Ausnahmen in Absprache mit dem Pfarrer)! Das Erste, was sie an diesem Tag empfangen, sollte die Hl. Kommunion sein.

  • Im Allgemeinen sind Kirchen ja sehr gastfreundlich. Doch es gibt Räumlichkeiten, die für ungeweihte nicht zugänglich sind. Keiner darf einfach so in den Chorraum (Der Bereich vor dem Altar) oder in den Altarraum spazieren. Dieser Bereich gilt als besonders ehrwürdig. Sogar die geweihten Diakone, Priester und Bischöfe ziehen ihre Schuhe aus, um diesen Bereich zu betreten. Hier hält der Pfarrer den Gottesdienst, hier wird das Allerheiligste aufbewahrt: der Leib Christi in Form eines Nshkhars (Hostie). Also bewahren Sie bitte ehrfürchtige Distanz.

  • Beim Eintreten und beim Verlassen der Kirche sollten wir mit dem Gesicht zum Altar stehen, ein Kreuzzeichen machen, den Segen Gottes empfangen.

  • Egal, ob Sie an Liebeskummer leiden oder einfach nur nachdenken wollen – in der Kirche sind Sie immer willkommen und können sichergehen, dass man Sie in Ruhe lässt. Zumindest, wenn sich die anderen Besucher an die obigen Regeln halten.

  • Übrigens: Wenn man mit Geistlichen spricht, können Titel und Anreden knifflig sein. Je nachdem, ob Sie mit einem verheirateten Priester oder mit einem Mönch, oder mit einem Bischof sprechen, gibt es unterschiedliche Anredeformen. Hier finden Sie die korrekten Anredeformen.