Avag Hingschabti (Der große Donnerstag)
Das letzte Mahl – die Gründung der Hl. Eucharistie
Avag Hingschabti (Kardonnerstag oder Gründonnerstag) ist ein wichtiger Tag in der gesamten christlichen Tradition, da er die Erinnerung an das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern darstellt. An diesem Tag wird die Gründung des Mysteriums der Heiligen Eucharistie gefeiert. Also das unblutige immerwährende Opferdarbringung Christi, die während des Surb Patarags (der Hl. Liturgie) geschieht.
Während des letzten Abendmahls nahm Jesus das ungesäuerte Brot, segnete es und brach es, und gab es seinen zwölf Jüngern mit den Worten: „Nehmt und esst; das ist mein Leib.“ Er nahm auch den reinen Wein, dankte Gott dafür, gab ihn seinen Jüngern und sagte: „Trinkt alle daraus; das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden“ (Mt. 26, 17-30; Mk. 14, 12-26; Lk. 22, 7-14; Joh. 13, 21-30).
Als Gedächtnistag des Letzten Abendmahls und der damit verbundenen Einsetzung der Eucharistie durch Jesus Christus wird in den Kirchen Surb Patarag zelebriert. Diese Handlung, die auch Eucharistiefeier oder Hl. Liturgie genannt wird, ist eine zentrale Praxis der armenisch-apostolischen, aber auch der orthodoxen und der katholischen Kirchen. Während des Surb Patarags werden Brot und Wein durch den Hl. Geist in Leib und Blut Christi verwandelt und den Gläubigen als Haghordutyun (Kommunion) gereicht.
Die Fußwaschung
Am Abend des Avag Hingschabti findet in den armenischen Kirchen die Fußwaschung statt. Diese Praxis wird auch in den orthodoxen, katholischen und evangelischen Kirchen auf der ganzen Welt während der Karwoche oder am Gründonnerstag in einer oder anderen Weise durchgeführt. Es ist eine symbolische Handlung, die an das letzte Abendmahl Jesu erinnert. Nach dem Mahl goss Jesus Christus Wasser in eine Schüssel, kniete nieder vor seinen Jüngern und begann die Füße der Jünger zu waschen (Vgl. Joh. 13, 5).
Die Fußwaschung repräsentiert die Demut und den Dienst, den Jesus seinen Jüngern zeigte. Dies war eine Aufgabe, die normalerweise von Sklaven ausgeführt wurde, aber Jesus tat es, um seinen Jüngern ein Beispiel zu geben, ein Vermächtnis: Christen sollen einander dienen. Der Dienst an Menschen im Namen Christi ist der tätige Ausdruck der Nächstenliebe. Sie lehrt und erinnert uns daran, dass wir uns um andere kümmern sollten.
Die Fußwaschung ist eine einfache, aber tiefgreifende Praxis, die uns an die Werte der Liebe und des Dienstes erinnert, die im Herzen des christlichen Glaubens stehen.
Khawarum (die Passionsandacht)
Die Passionsandacht, die auf Armenisch im Volksmund „Khawarum“ (Verdunkelung) oder „Latsi Gischer“ (Nacht des Weinens) genannt wird, wird am späten Abend des Gründonnerstags abgehalten. Diese Andacht markiert den Beginn des Karfreitags, da der nächste Tag gemäß des kirchlichen Kalenders mit dem Sonnenuntergang beginnt.