„Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.“ (Psalm 119,105)

Liebe Gemeindemitglieder,
liebe Freunde unserer Gemeinde,

der Februar führt uns in diesem Jahr zu einer der tiefgründigsten Traditionen unserer armenischen Kirche: dem Barekendan der Fastenzeit der Vorväter. Diese heilige Zeit wurzelt im Wirken des Heiligen Grigor Lusavoritsch (Gregor der Erleuchter), dessen weiser Rat die Christianisierung Armeniens entscheidend prägte. In seiner pastoralen Weisheit empfahl er König Trdat und dessen Hofstaat eine fünftägige Fastenzeit als spirituelle Vorbereitung auf ihre Taufe. Diese Zeit der inneren Einkehr führte zu einer wahrhaft göttlichen Transformation – befreit von dämonischen Einflüssen und körperlichen Leiden, fanden sie den Weg zu Christus. Was damals als „Fastenzeit der Erlösung“ begann, prägt seit mehr als 1700 Jahren unseren Glaubensweg.

Diese überlieferte Praxis verdeutlicht die tiefe Wahrheit: Fasten bedeutet weit mehr als Verzicht auf Nahrung. Es ist ein heiliger Weg der inneren Läuterung, der bewussten Achtsamkeit und der geistigen Erneuerung, der uns über Generationen hinweg mit dem Glauben unserer Vorfahren verbindet. Wenn wir am 9. Februar das Barekendan der Fastenzeit der Vorväter begehen, erneuern wir diese transformative Kraft des Glaubens in unserem Leben.

Der Februar schenkt uns weitere bedeutsame Momente der Gottesbegegnung. Am 14. Februar feiern wir Tyarnendaratsch, das Fest der Darstellung des Herrn. Die zeitlose Geschichte des greisen Simeon, der im Jesuskind das göttliche Licht der Welt erkennt, berührt die Herzen der Gläubigen bis heute. Sie lehrt uns, Gottes Gegenwart auch in den unscheinbarsten Augenblicken wahrzunehmen. Mit besonderer Freude laden wir Sie ein, am 13. Februar um 18:00 Uhr in Göppingen zusammenzukommen, wo wir besonders unsere jungen Paare und Familien unter Gottes Segen stellen werden.

Der 15. Februar, den wir als Tag der Jugend feiern, trägt die inspirierende Geschichte des heiligen Sargis in unsere Zeit. Sein Zeugnis unerschütterlichen Glaubens und seiner Standhaftigkeit spricht besonders junge Menschen an. Die AGBW-Jugend wird sich an diesem Tag in Stuttgart-Wangen versammeln, um gemeinsam diesen besonderen Tag zu begehen und die Kraft der Gemeinschaft zu erleben.

Die Geschichte Armeniens ist untrennbar mit dem Glaubenszeugnis jener verbunden, die für ihre Überzeugungen eintraten. Besonders deutlich wird dies an zwei bedeutsamen Gedenktagen, die der Großen Fastenzeit vorausgehen: dem Tag der Heiligen Gevondiants-Priester und dem Tag der Heiligen Vartanants.

Am Dienstag, den 25. Februar, ehren wir das Andenken der Heiligen Gevondiant-Priester. Diese mutigen Seelsorger standen den armenischen Kämpfern nicht nur geistlich zur Seite – sie wurden zu lebendigen Vorbildern des unerschütterlichen Glaubens, der in dunkelsten Stunden Kraft und Hoffnung schenkt. Ihr pastorales Wirken erinnert uns daran, dass geistliche Führung und Beistand gerade in Zeiten der Bewährung von unschätzbarem Wert sind.

Der Donnerstag, den 27. Februar, führt uns zum Gedenken der Heiligen Vartanants. In der Schlacht von Avarayr legten 1036 Märtyrer das höchste Zeugnis ihres Glaubens ab – sie gaben ihr Leben für Christus und die armenische Kirche. Ihr Opfer steht als ewiges Mahnmal für die unzerbrechliche Bindung zwischen dem armenischen Volk und seinem christlichen Erbe. Für uns heute ist dieser Tag nicht nur eine Erinnerung an vergangenes Heldentum, sondern ein lebendiger Auftrag: Wir sind berufen, unseren Glauben, unsere kirchliche Tradition, unsere kulturelle Identität und unsere Sprache als kostbares Erbe zu bewahren und weiterzugeben.

In unseren Gottesdiensten, sei es in Stuttgart, in Göppingen oder anderswo in Baden-Württemberg, werden wir diese reiche Tradition unseres Glaubens gemeinsam feiern und mit neuem Leben erfüllen. Jeder Gottesdienst öffnet uns einen Raum, die zeitlose Weisheit unseres Glaubens neu zu entdecken, sie in unser Leben zu integrieren und daraus Kraft für die Herausforderungen des Alltags zu schöpfen.

Als Ihr Gemeindepfarrer ist es mir ein Herzensanliegen, dass wir diese bedeutungsvolle Zeit gemeinsam erleben und gestalten. Meine Tür steht Ihnen jederzeit offen – sei es für ein seelsorgerisches Gespräch, einen Rat oder einfach zum Zuhören.

In christlicher Verbundenheit,
Pfarrer Diradur Sardaryan