Im Fokus: März

„Herr und Gebieter meines Lebens: Den Geist des Müßiggangs, des Kleinmuts, der Herrschsucht und der Geschwätzigkeit gib mir nicht. Den Geist der Reinheit, Demut, Geduld und Liebe aber verleihe mir, Deinem Diener. Ja, Herr und König: Laß mich meine eigenen Sünden erkennen und nicht meinen Bruder verurteilen!“

Hl. Ephrem der Syrer

Liebe Gemeindemitglieder,
liebe Freunde unserer Gemeinde,

zwischen winterlicher Stille und den ersten Frühlingsboten entfaltet der März seine besondere Bedeutung in unserer armenischen Tradition. In diesen Tagen, wenn das Sonnenlicht allmählich an Kraft gewinnt und die noch kühle Luft zu durchdringen beginnt, lädt uns die Große Fastenzeit – Մեծ Պահք – zu einer besonderen geistlichen Reise ein.

Der März öffnet uns mit dem Sonntag des Bun Barekendan (die armenische Variante von Karneval) ein Tor zur Besinnung. An diesem Tag feiern wir noch einmal die Fülle des Lebens, bevor wir gemeinsam den Weg der inneren Einkehr beschreiten. Der darauffolgende „Sonntag der Austreibung“ (Արտաքսման Կիրակի) erinnert uns nicht nur an die zeitlose Geschichte der Menschheit vor Gott, sondern spiegelt auch unsere persönliche Beziehung zum Schöpfer wider. Die Lesungen aus den Propheten, den Apostelbriefen und dem Evangelium begleiten uns durch diese Zeit – mal als mahnende Stimme, mal als tröstender Zuspruch auf unserem Weg der Umkehr.

Wie ein vielstimmiges Oratorium entfaltet die Fastenzeit ihre tiefe Botschaft: In jedem noch so ernsten Moment schwingt die Verheißung der Erneuerung mit. Die Natur selbst wird zum Gleichnis, wenn erste Frühlingsblüten die Erde durchbrechen und die Sonne Tag für Tag höher am Himmel steht.

Der 8. März bringt mit dem Internationalen Frauentag eine weitere bedeutsame Dimension in diesen Monat. In unseren Gemeinden würdigen wir die unzähligen Frauen, deren Engagement, Weisheit und Hingabe unsere Familien und Glaubensgemeinschaft seit Generationen tragen. Als Seelsorger erfüllt es mich mit Dankbarkeit, diesen Tag nicht nur als Feiertag, sondern als Moment der aufrichtigen Wertschätzung für die weibliche Kraft in unserer Mitte begehen zu dürfen.

So vereint der März scheinbare Gegensätze: Die nach innen gerichtete Fastenzeit bereitet Herz und Seele auf die österliche Freude vor, während wir zugleich das erwachende Leben und die Menschen feiern, die es mit ihrer Liebe gestalten. In dieser Zeit zwischen Enthaltsamkeit und Aufbruch möge Gott uns die Klarheit schenken, das Wesentliche zu erkennen und mit wachem Herzen dem Auferstandenen entgegenzugehen.

Von Herzen wünsche ich uns allen eine gesegnete Fastenzeit und lade Sie ein an unseren Gottesdiensten und Aktivitäten im Präsenz genauso wie online teilzunehmen. Mögen Sie die aufkeimende Frühlingsfreude in Gemeinschaft erleben, getragen von Zuversicht und Gottes allumfassender Liebe.

In christlicher Verbundenheit,
Pfarrer Diradur Sardaryan