Von der Schöpfung zur Auferstehung:
Die Versuchung Christi in der Wüste –
Kampf gegen das Böse
3. Woche, Dienstag (18. März 2025):
Biblische Lesung für den Tag:
Matthäus 4:1-11; Psalm 91:11-12
Die Wüste als theologischer Ort
„Da wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, um vom Teufel versucht zu werden. Als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, bekam er Hunger.“ (Mt 4,1-2)
Nach der Theophanie am Jordan führt der Heilige Geist Jesus in die Wüste. Dieser Übergang vom Wasser der Taufe in die Trockenheit der Wüste erscheint zunächst als abrupter Kontrast. Doch in der Heilsgeschichte steht die Wüste nicht nur für Entbehrung, sondern für einen Ort der Gottesbegegnung und Prüfung. Sie ist der Raum, in dem Israel vierzig Jahre lang geformt und geläutert wurde; sie ist der Ort, an dem Elia und andere Propheten Gott begegneten; sie ist der Rückzugsort der frühen Wüstenväter, die dort die Grundlagen christlicher Askese legten.
Die vierzig Tage Jesu in der Wüste entsprechen den vierzig Jahren Israels und weisen voraus auf die vierzig Tage unserer Fastenzeit. Diese numerische Korrespondenz ist nicht zufällig, sondern theologisch bedeutsam: So wie Christus vierzig Tage fastend in der Wüste verbrachte, so durchleben auch wir eine Zeit der Läuterung und Prüfung, bevor wir das österliche Geheimnis feiern.
In der armenischen Tradition wird die Wüste (anapat) als Ort der geistlichen Reinigung verstanden. Die Klöster und Einsiedeleien der armenischen Kirche waren oft in kargen, wüstenähnlichen Landschaften errichtet – nicht aus Weltflucht, sondern als bewusste Nachfolge Christi, der in die Wüste ging, um dort den Kampf gegen das Böse aufzunehmen.
Nach unserer gestrigen Betrachtung der Taufe Jesu als Beginn der neuen Schöpfung wenden wir uns heute der dramatischen Konfrontation zu, die unmittelbar darauf folgt: der Versuchung des Herrn durch Satan. Diese Episode ist nicht ein isoliertes Ereignis, sondern ein paradigmatischer Kampf, der den gesamten Heilsweg Christi und unseren eigenen geistlichen Kampf beleuchtet.
Die Versuchungen Christi als soteriologisches Drama
Die dreifache Versuchung Jesu stellt ein soteriologisches Drama dar – einen Kampf, der das Erlösungswerk im Kern betrifft. Anders als Adam, der der Versuchung erlag und dadurch die Menschheit in Sünde stürzte, widersteht Jesus als der neue Adam und eröffnet damit den Weg zur Erlösung.
1. Die Versuchung des Brotes:
Zwischen Notwendigkeit und Transzendenz
„Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl, dass aus diesen Steinen Brot wird.“ (Mt 4,3)
Die erste Versuchung zielt auf das Grundbedürfnis des Menschen: Hunger. Nach vierzig Tagen des Fastens spürt Jesus als wahrer Mensch die Qualen des Hungers in seiner ganzen Intensität. Der Versucher appelliert an dieses fundamentale Bedürfnis und verbindet es mit einem Angriff auf Jesu Identität: „Wenn du Gottes Sohn bist…“ – eine subtile Einladung, seine göttliche Macht für die Befriedigung eigener Bedürfnisse zu nutzen.
Die Antwort Jesu – „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus dem Mund Gottes kommt“ (Mt 4,4) – ist ein Zitat aus Deuteronomium 8,3. Es verweist auf die Erfahrung Israels in der Wüste, wo das Volk mit Manna gespeist wurde, um zu lernen, dass das Leben mehr ist als physische Existenz.
Maximus der Bekenner (ca. 580-662) sieht in dieser ersten Versuchung das Grundproblem der gefallenen menschlichen Natur: die Fixierung auf das Sichtbare und Materielle bei gleichzeitiger Verdrängung der transzendenten Dimension. Für ihn geht es hier nicht nur um Nahrung, sondern um die grundsätzliche Orientierung des Menschen – entweder an den vergänglichen Gütern oder an Gott als höchstem Gut.
In der armenischen asketischen Tradition wird diese Versuchung als Prüfung der enkrateia (Selbstbeherrschung) verstanden. Das Fasten ist nicht Selbstzweck, sondern Mittel zur inneren Freiheit – eine Übung, die den Menschen von der Tyrannei seiner Begierden befreit und ihn für das Wort Gottes öffnet.
2. Die Versuchung des Tempels:
Zwischen Vertrauen und Vermessenheit
„Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich hinab; denn es steht geschrieben: Seinen Engeln befiehlt er, dich auf ihren Händen zu tragen…“ (Mt 4,6)
Die zweite Versuchung ist subtiler. Der Versucher führt Jesus auf die Zinne des Tempels – den heiligsten Ort Israels – und zitiert selbst die Schrift (Ps 91,11-12). Satan erscheint hier als Theologe, der die Bibel kennt und für seine Zwecke zu nutzen weiß. Er fordert Jesus auf, seine Gottessohnschaft durch ein spektakuläres Wunder zu beweisen – einen Sprung, bei dem ihn die Engel auffangen würden.
Jesus antwortet wiederum mit der Schrift: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen“ (Mt 4,7; Dtn 6,16). Damit weist er eine pervertierte Form des Gottvertrauens zurück – jene Vermessenheit, die Gott herausfordert, statt ihm in Demut zu dienen.
Der Kirchenvater Johannes Chrysostomos (ca. 349-407) erkennt in dieser Versuchung das Problem des religiösen Stolzes und der spirituellen Eitelkeit. Es ist die Gefahr jener, die ihre Frömmigkeit zur Schau stellen oder spektakuläre religiöse Erfahrungen suchen, statt den einfachen Weg des Glaubens und Gehorsams zu gehen.
In der armenischen Tradition wird diese Warnung vor spirituellem Hochmut in den Schriften des heiligen Gregor von Narek (951-1003) deutlich. In seinem „Buch der Klagen“ (Matean Voghbergutean) reflektiert er immer wieder über die Gefahr der Selbstüberhebung im geistlichen Leben. Für ihn ist die wahre Gottesbeziehung durch Demut und Vertrauen gekennzeichnet, nicht durch Anspruchsdenken oder den Wunsch nach übernatürlichen Bestätigungen.
3. Die Versuchung der Macht:
Zwischen Anbetung und Götzendienst
„Dies alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest.“ (Mt 4,9)
Die dritte Versuchung ist die radikalste. Satan zeigt Jesus alle Reiche der Welt und bietet ihm ihre Herrlichkeit an – unter der Bedingung, dass Jesus ihn anbetet. Es ist die Versuchung, den Zweck durch die Mittel zu korrumpieren, die Herrschaft ohne das Kreuz zu erlangen.
Jesu Antwort ist unmissverständlich: „Weg mit dir, Satan! Denn es steht geschrieben: Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen“ (Mt 4,10; Dtn 6,13). Mit dieser klaren Zurückweisung beendet Jesus die Auseinandersetzung und bekräftigt den Kern des biblischen Monotheismus: die ausschließliche Anbetung des einen Gottes.
Der heilige Irenäus von Lyon (ca. 135-202) sieht in dieser dritten Versuchung einen Angriff auf die wahre Identität Christi als Erlöser. Der Teufel bietet eine falsche Messianität an – eine politische Herrschaft ohne Leiden und Kreuz. Doch der wahre Messias geht den Weg des Gehorsams und der Selbsthingabe, nicht den Weg der Macht und des Ruhms.
In der armenischen theologischen Tradition wird diese Versuchung im Kontext der armenischen Geschichte verstanden. Als erste christliche Nation musste Armenien immer wieder zwischen politischer Macht und geistlicher Treue wählen. Die Märtyrer der armenischen Kirche bezeugen, dass wahre Größe in der Treue zu Gott liegt, nicht in weltlicher Macht oder Kompromissen mit dem Bösen.
Die Kenosis in der Versuchung
Die Versuchung Christi wirft eine fundamentale christologische Frage auf: Wie konnte der Sohn Gottes überhaupt versucht werden? Liegt nicht in der Möglichkeit der Versuchung schon eine Einschränkung seiner Göttlichkeit?
Die Kirchenväter antworten auf diese Frage mit dem Konzept der kenosis (Selbstentäußerung), wie es im Philipperhymnus beschrieben wird: „Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich…“ (Phil 2,6-7). Die Versuchung Christi ist Teil seiner freiwilligen Selbstbegrenzung – seiner Annahme der vollen menschlichen Existenz mit all ihren Bedingtheiten.
Für die Kirchenväter ist die Versuchbarkeit Jesu nicht ein Zeichen der Schwäche, sondern der Vollständigkeit seiner Menschwerdung. Christus nimmt alle legitimen Aspekte der menschlichen Natur an – einschließlich der Versuchbarkeit –, ohne jedoch der Sünde zu verfallen.
Diese christologische Perspektive hat tiefgreifende soteriologische Konsequenzen. Der Hebräerbrief drückt es so aus: „Weil er selbst in Versuchung geführt wurde und gelitten hat, kann er denen helfen, die in Versuchung geführt werden“ (Hebr 2,18). Das bedeutet: Christus überwindet die Versuchung nicht aus der Distanz seiner Göttlichkeit, sondern im Ringen seiner Menschheit – und eröffnet dadurch einen Weg der Befreiung für alle Menschen.
Der Mensch als Wesen der Entscheidung
Die Versuchung Christi offenbart eine fundamentale anthropologische Wahrheit: Der Mensch ist wesentlich ein Wesen der Entscheidung. In jeder der drei Versuchungen steht Jesus vor einer existenziellen Wahl – zwischen Selbstbehauptung und Selbsthingabe, zwischen eigenwilligem und gottgefälligem Handeln.
Augustinus (354-430) hat diese Struktur der menschlichen Existenz in seiner Lehre von den „zwei Lieben“ erfasst: die amor sui (Selbstliebe), die bis zur contemptus Dei (Verachtung Gottes) reichen kann, und die amor Dei (Gottesliebe), die zur contemptus sui (Selbstvergessenheit) führt. Jede Versuchung ist letztlich eine Einladung, die erste Liebe der zweiten vorzuziehen.
Der dänische Philosoph Søren Kierkegaard (1813-1855) hat diese existenzielle Dimension der Entscheidung tiefgründig reflektiert. Für ihn ist die wahre Freiheit nicht die Wahlfreiheit zwischen beliebigen Optionen, sondern die Fähigkeit, sich für das Gute zu entscheiden – auch und gerade angesichts von Versuchungen. In seinem Werk „Entweder – Oder“ beschreibt er den Unterschied zwischen dem „ästhetischen“ Menschen, der von seinen unmittelbaren Wünschen getrieben wird, und dem „ethischen“ Menschen, der sich in freier Entscheidung dem Guten verpflichtet.
Diese philosophische Perspektive resoniert mit der biblischen Anthropologie, die den Menschen als Wesen der Verantwortung und Entscheidung versteht. In der armenischen theologischen Tradition wird dieser Aspekt besonders im Werk des Philosophen David der Unbesiegbare (6. Jahrhundert) reflektiert, der in seinen Kommentaren zu Aristoteles die Willensfreiheit des Menschen als Grundlage seiner moralischen Verantwortung betont.
Die asketische Tradition: Strategien gegen die Versuchung
Die Versuchung Christi ist nicht nur ein historisches Ereignis, sondern ein Paradigma für den geistlichen Kampf, den jeder Christ zu führen hat. Die asketische Tradition der Kirche hat aus diesem Ereignis wesentliche Einsichten für den Umgang mit Versuchungen gewonnen.
Die frühen Wüstenväter, besonders Evagrius Ponticus (345-399), entwickelten eine differenzierte Psychologie der Versuchung. Sie unterschieden zwischen dem anfänglichen Reiz (prosbole), der noch keine Sünde ist, dem Verweilen bei dem Gedanken (syndiasmos), dem Einverständnis (synkatathesis) und schließlich der Tat. Diese Analyse des Versuchungsprozesses ermöglicht einen bewussteren Umgang mit den eigenen Gedanken und Impulsen.
Johannes Cassian (ca. 360-435), ein Schüler des Evagrius, brachte diese Tradition in den Westen und vermittelte sie durch seine Schriften „Collationes“ und „De institutis coenobiorum“ an das abendländische Mönchtum. Er betont die Bedeutung der Wachsamkeit (nepsis) und des unablässigen Gebets als Mittel gegen die Versuchung.
In der armenischen Tradition wurde diese asketische Weisheit bewahrt und weiterentwickelt. Die armenischen Klöster waren Zentren einer tiefen kontemplativen Spiritualität, die den Kampf gegen die Versuchung als wesentlichen Teil des geistlichen Weges verstanden. Die Schriften armenischer Mystiker wie Gregor von Narek, von Tatevatsi und Schnorhali zeugen von dieser intensiven inneren Auseinandersetzung mit den Kräften des Bösen.
Drei grundlegende Strategien gegen die Versuchung lassen sich aus der Reaktion Jesu und der asketischen Tradition ableiten:
- Das Wort Gottes als Waffe: Jesus begegnet jeder Versuchung mit einem Schriftwort. Die Meditation der Heiligen Schrift stärkt den Geist und gibt Orientierung in Zeiten der Prüfung.
- Nüchternheit und Wachsamkeit: Die asketische Tradition betont die Bedeutung der geistlichen Nüchternheit – jener inneren Klarheit, die die Täuschungen des Bösen durchschaut.
- Demut und Selbsterkenntnis: Die tiefste Abwehr gegen die Versuchung ist die Demut – das realistische Bewusstsein der eigenen Schwäche und die völlige Abhängigkeit von Gottes Gnade.
Praktische Übungen für den Kampf gegen das Böse
Der Bericht von der Versuchung Christi bietet konkrete Anregungen für unseren eigenen geistlichen Kampf während der Fastenzeit:
1. Die Übung der geistlichen Unterscheidung
Nimm dir Zeit, deine eigenen Versuchungsmuster zu erkennen. Welche der drei Grundversuchungen – materieller Genuss, spiritueller Stolz, Macht und Kontrolle – spricht dich am stärksten an? Versuche, deine eigenen Schwachstellen ehrlich zu identifizieren und bringe sie im Gebet vor Gott.
Die Tradition der discretio spirituum (Unterscheidung der Geister) kann dir helfen, zwischen authentischen Impulsen des Heiligen Geistes und täuschenden Einflüsterungen des Bösen zu unterscheiden. Achte besonders auf jene Gedanken, die dich von Gott und deinen Mitmenschen entfremden.
2. Das Schild des Wortes Gottes
Wähle drei Bibelverse aus – idealerweise einen für jede der drei Grundversuchungen –, die du auswendig lernst und in Momenten der Versuchung beten kannst. Folgende Verse könnten hilfreich sein:
- Gegen die Versuchung des Materiellen: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, und all das wird euch dazugegeben werden.“ (Mt 6,33)
- Gegen die Versuchung des Stolzes: „Gott widersteht den Hochmütigen; den Demütigen aber schenkt er seine Gnade.“ (Jak 4,6)
- Gegen die Versuchung der Macht: „Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt?“ (Mk 8,36)
3. Die Praxis der Askese als geistliche Übung
Suche dir eine konkrete asketische Übung, die deinen spezifischen Versuchungen entgegenwirkt. Wenn du zum Beispiel zur Maßlosigkeit beim Essen neigst, könnte ein bewusstes Fasten hilfreich sein. Wenn du zur Selbstüberschätzung tendierst, könnten Akte der Demut und des Dienens angemessen sein.
Verstehe diese Askese nicht als Selbstzweck, sondern als Mittel zur inneren Freiheit. Der Verzicht soll dich nicht belasten, sondern befreien – frei machen für eine tiefere Beziehung zu Gott und deinen Mitmenschen.
4. Das Gebet in der Versuchung
Lerne ein kurzes Stoßgebet, das du in Momenten der Versuchung beten kannst. Es könnte so einfach sein wie: „Herr Jesus Christus, erbarme dich meiner“ oder „In deine Hände lege ich meinen Geist“. Diese kurzen Gebete können Anker sein, die dich in der Beziehung zu Gott halten, wenn Versuchungen dich wegziehen wollen.
Gebet im Kampf gegen die Versuchung
Herr Jesus Christus,
der du in der Wüste versucht wurdest
und alle Angriffe des Bösen überwunden hast,
stehe mir bei in meinem eigenen Kampf.
Du kennst die Schwachheit meiner Natur
und die Stärke der Versuchungen, die mich umgeben.
Lehre mich, wie du dem Versucher zu widerstehen
mit dem Schwert des Geistes, dem Wort Gottes.
Bewahre mich vor der Versuchung des Brotes –
vor dem falschen Glauben, dass Materielles
meinen tiefsten Hunger stillen kann.
Nähre mich stattdessen mit deinem lebendigen Wort.
Schütze mich vor der Versuchung des Stolzes –
vor dem Wunsch, mich selbst zu erhöhen
und deine Gnade auf die Probe zu stellen.
Lehre mich stattdessen den Weg der Demut und des Vertrauens.
Rette mich vor der Versuchung der Macht –
vor dem Verlangen nach Kontrolle und Herrschaft,
das mich zum Götzendienst verführen will.
Lass mich stattdessen dir allein dienen in Treue und Liebe.
In den Wüstenzeiten meines Lebens
sei du meine Kraft und meine Zuflucht.
Amen.
Die Wüste als Durchgang zur Auferstehung
Die Wüste der Versuchung ist kein Endpunkt, sondern ein Durchgang. Nach dem Sieg über den Versucher heißt es im Evangelium: „Da verließ ihn der Teufel und siehe, Engel kamen und dienten ihm“ (Mt 4,11). Auf die Zeit der Prüfung folgt die Zeit des Trostes und der Stärkung.
Diese Dynamik von Kampf und Trost, von Verzicht und Erfüllung, prägt den gesamten Heilsweg Christi – und auch unseren eigenen spirituellen Weg. Die Fastenzeit ist eine Zeit der Wüste, aber sie führt zum Garten der Auferstehung. Das Kreuz ist ein Ort des Leidens, aber es öffnet den Weg zum leeren Grab.
In der armenischen Tradition wird diese Spannung zwischen Kreuz und Auferstehung, zwischen Verzicht und Erfüllung, besonders in den Gottesdiensten der Fastenzeit und der Karwoche deutlich. Die strengen Fastenregeln und die Bußgebete führen nicht zur Verzweiflung, sondern bereiten die österliche Freude vor.
So lehrt uns die Versuchung Christi, dass jeder geistliche Kampf ein sinnvoller Teil des Heilsweges ist. Die Wüste ist nicht das Ende, sondern der Weg zu neuem Leben. Die Prüfungen, denen wir begegnen, sind nicht sinnlose Quälereien, sondern Gelegenheiten zur Vertiefung unseres Glaubens und zur Stärkung unserer Christusbeziehung.
Pfr. Dr. Diradur Sardaryan