Lesung: 1. Könige 17,1Jakobus 5,17

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Am Sonntag nach Pfingsten gedenkt die Armenische Apostolische Kirche den Hl. Prophet Elias. Neben der Hl. Gottesmutter Maria ist er der einzige Heiliger deren Gedenktag an einem Sonntag gefeiert wird.

Er ist einer der großen Männer Gottes nicht nur im Alten Testament sondern auch in der gesamten Menschheitsgeschichte. Sein Gehorsam und sein Vertrauen auf Gott sind bis heute richtungweisend für Gläubige in der ganzen Welt. Er lebte im 9. Jahrhunder vor Christus und tratt im Nordreich Israel auf, in einer Zeit des Abfalls von Gott. Es war die Regierungszeit des Königs Ahab (870-851 v. Chr.), seiner götzendienerischen Frau Isebel und des Königs Ahasja (851-850 v. Chr.) aus der Dynastie der Omriden.

Sollten wir in nur ein paar Wörtern den Prophet Elias beschreiben, so würden wir sagen können, dass ihn sein Glaubensgehorsam, sein Glaubensmut, sein Glaubensgebet, aber auch sein Glaubensversagen besonders ausmachen.

Auch wenn es in der heutigen Zeit ziemlich schwer fehlt das Wort Gehorsam zu nutzen, gehören Glaube und Gehorsam untrennbar zusammen. Gleichzeitig müssen wir ständig betonen, dass wir vom Gehorsam sprechen, welches seinen Grund im tiefen Glauben an Gott hat, in der Gewissheit, dass der Gott nur das Beste für uns will. Aber ohne Gehorsam gibt es auch keinen echten Glauben. Der Glaube ist die Basis, der Gehorsam die Konsequenz daraus. Die Kirchenväter sprechen von dem Gehorsam gegenüber Gott als von der wahren Freiheit. Nicht mein Wille soll geschehen, sondern „Dein Wille geschehe“ beten wir im „Vater unser“. Auch im Hebräerbrief lesen wir von Menschen in Thessaloniki, die aus dem Glauben leben, dass sich das „Werk des Glaubens“ als Folge der Hinwendung zum Gott (1. Thes 1,3) sichtbar wird.

Das Leben aller Heiligen ist durch Gehorsam charakterisiert. Von dem unbegrenzten Vertrauen Gott gegenüber. Auch Elias Leben macht hier keine Ausnahmen. Er ist der treuer Diener Gottes und folgt restlos seinen Anordnungen. Es mach sein, dass manche Anordnungen für den Menschen in dem jeweiligen Augenblick seltsam, wenn nicht manchmal grausam erscheinen, wie z.B. in der Geschichte mit Abraham, der aufgefordert wird seinen Sohn zu opfern. Ohne wenn und aber, ohne Diskussionen, steht der wahre gläubige Mensch auf und erfüllt den Willen Gottes im vollen Vertrauen. Elias muss sich nach dem ersten Gott erwiesenen Dienst verbergen. Er geht zum Bach Krith und wird dort von den Raben versorgt.  Er zieht dann nach Zarpat und wohnt dort bei einer Witwe. Elias gehorcht auch dem Auftrag Gottes zu Ahab zu gehen, auch wenn er weiß, dass er mit schweren Konsequenzen rechnen soll. Aber er steht zu seinem Gott, dem wahren Herr und erfüllt seine Anordnungen.

Wie sieht es aber mit uns aus? Sind wir bereit alles zu lassen und Gott zu dienen? Sind wir bereit zu ihm zu stehen, auch wenn wir wissen, dass dieses zu Gott stehen und nach seinen Geboten zu leben Konsequenzen haben wird?

Wir vergessen sehr oft, dass das Leben in der Ewigkeit nur denen vorbehalten ist, „die an Ihn glauben“ (Joh. 3,16) und die aus dieser Glaube heraus ihr jegliches Tun und Lassen begründen (Röm 16,19). Der Heilige Apostel Jakobus schreibt: „Du glaubst: Es gibt nur einen Gott. Damit hast du Recht; das glauben auch die Dämonen und sie zittern. Willst du also einsehen, du törichter Mensch, dass der Glaube ohne Werke nutzlos ist?“ (Jakobus 2, 19). Was nutzt uns also der Glaube, wenn wir nicht bereit sind sie in die Werke umzusetzen und Gott zu gehorchen, in dem wir unser Leben nach seinen Geboten führen? Klar, wir verstehen nicht immer und alles, was Gott von uns verlangt, aber gerade die Liebe und das Vertrauen zu ihm lassen den Gläubigen in Gehorsam den für ihn vorbereiteten Weg zu gehen. Wir können vom Heiligen Propheten Elias lernen, Gott in allen Umständen des Lebens zu gehorchen, im vollen Vertrauen, dass Er das Beste für uns erwählt hat. Gott enttäuscht seine Dinner nicht, weder in der Vergangenheit, noch heute, noch morgen.

Neben dem Gehorsam benötigte Elias aber auch Mut für sein Handeln. Er sollte vor dem König Israels auftreten und das Gericht Gottes ankünden. Er, der unbekannte Mann aus dem Land Gilead. Und er sollte nach drei Jahren und sechs Monaten wieder zu diesem König gehen. Auf dem Berg Karmel stand er dann ganz allein 450 Propheten des Baal und 400 Propheten der Aschera gegenüber. Woher dieser mut bei Elias, wenn nicht aus dem Glauben an seinen Gott, den wahren Herrn?

Den Glaubensmut bei den Gottesmänern sehen wir sowohl im Alten Testament als auch im Neuen Testament, aber auch in der Geschichte unserer Kirche, bei den Männern und Frauen, die Fest an Gott glauben und in einer engen Beziehung mit ihm stehen. So sehen wir z. B. bei den drei Freunden Daniels denselben Glaubensmut, wenn sie vor dem König Nebukadnezar stehen und sich verweigern sich seinem Götzenbild niederzuwerfen.

Als die drei Freunde Daniels vor dem zornigen König Nebukadnezar standen, der sie zwingen wollte, sich vor seinem Götzenbild niederzuwerfen, staunen wir ebenfalls über ihren Glaubensmut. Unerschrocken sagen sie zu dem König: „Siehe, unser Gott, dem wir dienen, er kann uns retten. Aus dem glühenden Feuerofen und aus deiner Hand, König, wird er uns retten. Und wenn nicht, so sei dir, König, kundgetan, dass wir deinen Göttern nicht dienen und das goldene Standbild, das du errichtet hast, nicht verehren.“ (Dan 3,17-18). Der Zuversicht und der Mut sind hier mit dem festen Glauben verbunden, dass der Wahre Gott seinen Dinnern behilflich ist in allen Lagen des Lebens.

Den gleichen Mut finden wir bei den Heiligen Aposteln, die der Herr Jesus Christus in die Welt schickt um das Evangelium zu verkünden. Es waren die gleichen Männer, die ihren Lehrer von lauter Angst mehrmals alleine gelassen haben. Nach seiner Auferstehung und nach dem Sie den Hl. Geist empfangen haben stehen sie nun mutig für ihren Herrn ein. Auch wenn es ihnen bekannt ist, dass sie inhaftiert und getötet werden. Genauso handelten die Märtyrer der Kirche und die Zeugen des Glaubens.

Die lebendige Beziehung zu ihrem Gott, die diese Gottesmänner kannten und aus der heraus sie lebten, schenkt ihnen Kraft sich von Schwierigkeiten und Gefahren nicht ablenken und nicht abschrecken zu lassen. So war es auch dem Prophet Elias bewusst, dass er nicht vor Ahab und nicht vor Isebel, sondern vor seinem Gott stand.

Was ist denn aber mit uns? Auch in unserer heutigen Zeit hören wir immer wieder, dass Schwestern und Brüder wegen ihres Glaubens Martyrium erleiden. In den ärmsten Verhältnissen lebend stehen die trotz allem zu ihrem Glauben und lassen sich nicht einschüchtern. Was ist aber mit uns, die wir nicht unter solchen Zuständen leben. Wir haben Angst uns politisch unkorrekt zu äußern, wir haben Angst das jemand verletzt wird, wenn er den Kreuz unseres Herrn in einem christlichen Land in einer christlichen Institution sieht, wir haben Angst, dass unsere Wirtschaftsbeziehungen kaputt gehen können, wenn wir in allem den Geboten des Herrn folgen. In unserem alltäglichen persönlichen Leben sind wir genauso ängstlich wie im gemeinschaftlichen Miteinander. Gerade deshalb brauchen wir heute das Beispiel dieser Männer aus dem Alten und Neuen Testament, aus der Geschichte unserer Kirche, damit sie uns Mut machen, furchtlos für unseren Herrn uns einzustehen und unsere Beziehung zum dreieinen Gott, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist zu intensivieren.

Und wie möchten wir unser Glaubensleben umstellen und unsere Beziehung zu Gott intensivieren, wenn nicht vor allem durch das Gebet, durch das ständige „online Regime“ zwischen uns und unserem Schöpfer? Durch das Gebet, so wie es von unserem Herrn Jesus Christus gelernt haben und so wie uns die kirchliche Tradition lehrt, stehen wir in der Verbindung mit dem Schöpfer, öffnen unser Herz vor Gott, um alle unsere Sorgen, aber auch unsere Freude und Dankbarkeit vor Ihm zu bringen und von ihm Weisung und Orientierung zu empfangen. Hier will ich aber ausdrücklich darauf hinweisen, dass neben dem persönlichen Gebet auch das gemeinschaftliche Gebet in der Kirche mit den Priestern und Diakonen, mit den in der Kirche versammelten Schwestern und Brüdern, zu der sich die Gebete aller Heiligen anschließen, eine außerordentlich wichtig für unsere geistliche Entwicklung ist.

Dass das Gebet auch für den Propheten Elias von außerordentlichen Bedeutung war lesen wir im Alten und im Neuen Testament. Der Hl. Apostel Jakobus sagt: „Viel vermag das inständige Gebet eines Gerechten. Elija war ein Mensch wie wir; er betete inständig, es solle nicht regnen, und es regnete drei Jahre und sechs Monate nicht auf der Erde. Und wiederum betete er; da gab der Himmel Regen und die Erde brachte ihre Früchte hervor.“ (Jak 5, 16 – 18). Elia war genauso ein Mensch, wie jeder einzelne von uns. Er hatte gleiche Empfindungen wie wir. Und doch er entwickelte seine Beziehung zu Gott ständig durch das Gebet. Das Gebet stärkte ihn und machte ihn fruchtlos und unerschüttert vor jeglicher Gefahr.

Wenn wir unser inneres geistliches Leben prüfen, so verstehen wir alle, wie weit wir vom Glaubensmut und vom Eifer zum Gebet des Propheten Elias entfernt sind. Und doch ist uns hier ein Beispiel der Nachahmung gegeben, um zu lernen, um nachzuahmen, um Gott näher zu kommen. Es macht Mut und gibt Kraft, welches wir nutzen sollten, in dem wir die richtigen Prioritäten im Leben setzen.

Auf keinen Fall sollten wir aber Angst von den Fehlern haben, die auf unserem Glaubensweg geschehen können. Denn auch die großen Glaubensmänner waren nicht Fehlerfrei. Und der Herr Gott spricht über die Fehler, die seine Heilige machen – auch im Fall von Elias ist es so. Trotz all dem, was wir über Elias wissen, seines Gehorsams, seines unbegrenzten Mutes und seiner Liebe zum Gebet, gibt es auch in seinem Leben Tage, wo er plötzlich auf sich selbst sah und dadurch geschwächt wurde. Als die gottlose Isebel ihn mit dem Tod bedroht, flieht er um seines Lebens willen in die Wüste und setzt sich dort in tiefer Depression unter einen Ginsterstrauch (1. Kön 19, 1–4). Auch dort betete er, aber ihm fehlte in diesem Moment der Glaube, ihm fehlte das Vertrauen an Gott. „Wer also zu stehen meint, der gebe Acht, dass er nicht fällt“ (1. Kor 10, 12).

Die Lektion, die wir aus der Beschreibung des Glaubensversagens des Propheten lernen können: a) wir dürfen niemals vergessen, dass wir ständig im Gebet sein sollten. Gerade in den Stunden des Unmutes, der Angst, der Hoffnungslosigkeit sollten wir nicht aufhören zu beten und den Herrn um Hilfe zu bitten; b) wir sollten nicht vergessen, dass unser Gott, an den wir Glauben alle Umstände in seiner Hand hat und uns behilflich sein kann. Wir sollten uns nur an ihn erinnern und nicht denken, dass er uns vergessen hat. Er vergisst uns nicht. Es sind wir, die vergessen, dass wir einen Gott haben, der lebendig macht; c) unsere Gedanken sollten allezeit bei Gott sein. Unter dem Ginsterstrauch drehen sich aber Elias Gedanken nur noch um ihn herum.

Wie oft versagen wir in unserem Leben, auf unserem Weg zum Herrn. Dieses Scheitern ist leider ein Teil unseres Lebens und manchmal auch Grund, wieso wir aggressiv und kämpferisch uns gegen dem Herrn einstellen. So z.B. immer dann, wenn wir eine Niederlage erleben, wenn wir es am wenigsten erwarteten, wenn etwas nicht so sich entwickelt, wie unsere Erwartungen waren. Anstatt die Schuld bei Gott zu suchen, sollten wir in uns hineinschauen und den Fehler in uns auffinden und uns davon entfernen. Am Beispiel des Heiligen Propheten Elias sehen wir aber auch, dass auch wenn wir versagen in unserem Glauben, ist die Liebe Gottes uns gegenüber so groß, dass er uns auch in dieser Stunde nicht alleine lässt, wie er auch den Propheten Elias nicht alleine gelassen hat.  Er erschien ihm, und motiviert ihn neu, gibt ihm Kraft weiter zu gehen durch das Leben und alle Schwierigkeiten, auch den Tod, zu besiegen.

In der Gegenwart sprechen wir nicht oft von Niederlagen. Wir schämen uns von Niederlagen, weil wir keinen Ausweg mehr wissen, außer zum Arzt zu gehen, der uns schnell eine tiefe Depression oder ein Burnout attestiert, uns Antidepressionstabletten vorschreibt und den Rat gibt uns mit etwas zu beschäftigen, was uns Spaß macht. Aber der Arzt kann nicht sagen bzw. darf nicht sagen: Du sollst deinen Glauben prüfen und dich wieder durchs Gebet Gott nähern und in ihm Kraft schöpfen. Dafür brauchen wir unsere Kirche und unseren Beichtvater, der uns begleitet und sagt: „Du bist ein geliebtes Kind Gottes und er ist dein Erlöser. Er hat allen, die Seine Hilfe gebraucht haben aus der Sackgasse des Lebens herausgeholt und dich holt er auch raus. Du sollst nur an Ihn glauben und Ihn um Hilfe bitten. Denn Gott ist treu „er wird nicht zulassen, dass ihr über euer Vermögen versucht werdet, sondern er wird zugleich mit der Versuchung auch den Ausgang schaffen, sodass ihr sie ertragen könnt. 1. Kor. 10,13““.

Der Heilige Prophet Elias macht Mut! Wir sollten von ihm lernen! Möge er unser Führsprecher sein vor dem Angesicht Gottes und uns begleiten, damit wir unserem Glaubensmut, im Gebet und im Vertrauen zu Gott wachsen und keine Angst von Niederlagen haben. Amen.

Pfr. Dr. Diradur Sardaryan