Sind Religionen bedroht oder eine Bedrohung?

Der Rat der Religionen lädt erstmals öffentlich zu einer Diskussionsveranstaltung
Laut aktuellem Bericht des Bundeskriminalamtes haben sich Angriffe auf
Vertreterinnen und Vertreter von Religionen oder Einrichtungen von
Religionsgemeinschaften im Jahr 2020 fast vervierfacht. Immer häufiger hat
Hasskriminalität einen explizit religiösen Bezug. Auch in Stuttgart waren
Religionsgemeinschaften Bedrohungen und Übergriffen ausgesetzt. Es gibt aber auch
die andere Seite: Extremisten, die mit fundamentalistischen religiösen Überzeugungen
Hass auf andere legitimieren. Der Rat der Religionen in Stuttgart nimmt diese
Entwicklungen zum Anlass für eine Diskussionsveranstaltung mit dem Titel „Religion –
bedroht oder Bedrohung?“ Die Veranstaltung findet am Montag, 22. November 2021,
um 18 Uhr im Haus der Katholischen Kirche (Königstraße 7) statt. Der Eintritt ist frei,
eine Anmeldung ist erforderlich. Es gilt die 2-G-Regelung.

Die Statistik politisch motivierter Kriminalität des Bundeskriminalamts (BKA) weist im
vergangenen Jahr fast 3000 Angriffe gegen Religionsgemeinschaften aus, ein Anstieg um 39
Prozent. Fast vervierfacht haben sich Angriffe auf religiöse Repräsentanten − von 559 im Jahr
2019 auf 2217 im vergangenen Jahr. 70 Prozent dieser Angriffe richteten sich den Angaben
des BKA zufolge gegen Vertreter jüdischer Gemeinschaften, rund ein Viertel gegen
Repräsentanten muslimischer Religionsgemeinschaften. 90 Prozent der Straftaten seien
rechtsextrem motiviert gewesen.

Der Blick soll sich an diesem Abend vor allem auch auf die Situation in Stuttgart richten.
Deshalb werden Frauen und Männer unterschiedlicher Religionsgemeinschaften über ihre
Erfahrungen berichten und von ihren Ängsten und Sorgen sprechen. Welche Reaktionen
erntet man, wenn man sich mit einer Kippa auf Stuttgarts Straßen zeigt? Welchen
Ressentiments sind Muslime im Alltag ausgesetzt? Müssen Stuttgarter Moscheen besser
geschützt werden? Ein Vertreter der armenischen Gemeinde in Stuttgart wird zudem darüber
berichten, wie die Gemeinde auf die Bombendrohung vom April 2019 reagiert hat und welche
Ängste die Drohung wachgerufen hat.

Es gibt aber auch die andere Seite, die an dem Abend ebenfalls diskutiert werden soll:
Religion, die instrumentalisiert wird, um Anschläge zu rechtfertigen, die benutzt wird, um
Straftaten zu legitimieren. Dann wird Religion zur Bedrohung. Auch in Stuttgart gibt es
Religionsgemeinschaften, die vom Verfassungsschutz beobachtet werden, weil sie schlicht
rechtsstaatliche Grundsätze nicht anerkennen und die deshalb auch nicht in den Rat der
Religionen aufgenommen werden. Nach den Statements der Vertreterinnen und Vertreter der
unterschiedlichen Religionsgemeinschaften und einer Podiumsdiskussion haben die
Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, ihre Fragen einzubringen. Moderiert wird der
Abend von der SWR-Journalistin Verena Neuhausen. Der Eintritt ist frei, der Zutritt ist
allerdings nur für immunisierte Personen möglich (2G). Eine Anmeldung ist erforderlich über
das Katholische Bildungswerk Stuttgart, Telefon 0711/7050-600 oder über die Homepage des
Bildungswerks www.kbw-stuttgart.de.

Zum Rat der Religionen

Dem Stuttgarter Rat der Religionen gehören aktuell 19 Religionsgemeinschaften an, darunter
Christen, Juden, Muslime, Bahai und Buddhisten. Der Rat der Religionen verfolgt das Ziel,
Kontakt, Verständnis und Dialog der Religionen in Stuttgart untereinander und mit der
Stadtgesellschaft zu fördern und zu pflegen sowie gemeinsame Themen zu beraten und
Positionen dazu abzustimmen. Die Koordination des Rates wechselt zwischen den
Religionsgemeinschaften, seit Oktober 2021 fungiert Susanne Jakubowski von der Jüdischen
Gemeinde als Koordinatorin. Informationen finden sich auf der Internetseite des Rates
www.ratderreligionenstuttgart.wordpress.com.

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