Anschlag in Magdeburg

Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt

Mit tiefem Schmerz und großer Bestürzung haben wir vom tragischen Ereignis auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt erfahren, bei dem ein mutmaßlicher Attentäter in die Menschenmenge raste. Dabei verloren mindestens zwei Menschen, darunter ein Kleinkind, ihr Leben, und zahlreiche weitere wurden verletzt, einige von ihnen schwer. Unsere Gedanken und Gebete gelten den Opfern, den Verletzten und ihren Angehörigen. Wir beten für die Seelen der Verstorbenen und für Trost und Heilung für alle Betroffenen.

Die Armenische Gemeinde Baden-Württemberg verurteilt diesen abscheulichen Akt der Gewalt aufs Schärfste. Es handelt sich um eine Tat, die nicht nur die Stadt Magdeburg, sondern uns alle tief erschüttert. Dieser Angriff auf das Leben unschuldiger Menschen zeigt erneut die dringende Notwendigkeit, gemeinsam gegen Hass, Intoleranz und Extremismus einzustehen.

Als Gemeinschaft, die sich tief im christlichen Glauben und den Werten von Frieden und Gerechtigkeit verwurzelt sieht, appellieren wir an alle Menschen guten Willens: Lassen Sie uns den Dialog zwischen den Religionen und Kulturen stärken, Vorurteile abbauen und gemeinsam eine Gesellschaft gestalten, die auf Respekt, Verständnis und Mitgefühl aufbaut.

Als Armenische Gemeinde Baden-Württemberg stehen wir solidarisch an der Seite der Menschen in Magdeburg und hoffen, dass Gerechtigkeit und Heilung Einzug finden.

In Aufrichtiger Anteilnahme,
Gemeindepfarrer und Vorstand der
Armenischen Gemeinde BW

Die Wunden von Magdeburg: Ein Appell an unsere Menschlichkeit

Von Pfr. Dr. Diradur Sardaryan
Gemeindepfarrer

Pfr. Dr. Diradur Sardaryan

Pfr. Dr. Diradur Sardaryan

Prompt verbreitet sich die Nachricht: Der Magdeburger Weihnachtsmarkt wurde zum Schauplatz des Unvorstellbaren. Ein Kleinkind und ein weiterer Mensch verloren ihr Leben, viele wurden verletzt. Zwischen Lichterglanz und festlicher vorweihnachtlicher Stimmung brach die Realität unserer fragmentierten Gesellschaft brutal hervor.

Der mutmaßliche Täter – ein Arzt, seit Jahren in Deutschland lebend, als Islamkritiker bekannt – zwingt uns zu unbequemen Fragen. Wie kann jemand, der Leben retten sollte, zum Täter werden? Eine Frage, die im Grunde unbeantwortet bleiben wird. Doch es zeigt: die Grenzen zwischen Integration und Entfremdung scheinen erschreckend durchlässig und das nicht nur in Deutschland.

Als armenischer Pfarrer sehe ich in dieser Tragödie mehr als ein isoliertes Ereignis. Sie ist Symptom einer gesellschaftlichen Wunde, die nach Heilung verlangt. Sie fordert uns auf, genau hinzusehen: auf unsere Vorurteile, unsere blinden Flecken, unsere unausgesprochenen Ängste. Und vielleicht liegt gerade in der Adventszeit eine besondere Symbolik: In der dunkelsten Zeit des Jahres suchen wir das Licht. Die Kerzen auf dem Weihnachtsmarkt werden wieder brennen, aber sie werden uns auch an unsere Verantwortung erinnern: Eine Gesellschaft zu schaffen, in der Dialog möglich ist, bevor Verzweiflung in Gewalt umschlägt.

Die Wunden von Magdeburg werden heilen, aber sie sollten uns nicht unverändert lassen. Sie sind eine Mahnung, dass der soziale Frieden keine Selbstverständlichkeit ist, sondern täglich neu errungen werden muss – durch Verständnis, durch Zuhören, durch echte Begegnung.

Heute beten wir für die Opfer dieser Tragödie. Aber wir beten auch für die Kraft, als Gesellschaft zu wachsen, zu lernen und uns zu wandeln. Denn nur so können wir hoffen, dass solche Tragödien nicht zur neuen Normalität werden.