Heilige Zeugen des Glaubens

Wegweiser in die Fastenzeit

Mit dem heutigen Montag, dem 24. Februar 2025, rückt eine bemerkenswerte Schar von Heiligen in den Mittelpunkt der armenischen Kirche: Hl. Bischof Markos von Arethusa, Hl. Priester Pion, die Hl. Diakone Cyrill und Benjamin sowie die Hl. Märtyrer Abd al-Masih, Ormizd und Sayen. (Սբ. Մարկոս եպիսկոպոս, Սբ. Պիոն քահանայ, Սբ. Կիւրղ եւ Սբ. Բենիամին սարկաւագ եւ Սբբ. վկայից Աբդլմսեհ, Որմզդան եւ Սայեն). Ihre Geschichten erzählen von einer Glaubenskraft, die weder Folter noch Verfolgung erlöschen konnte.

Wer ihre Lebenswege betrachtet, spürt, dass es nicht bloß um heroische Taten von einst geht, sondern um zeitlose Antworten auf Fragen, die jeden von uns bis heute bewegen: Was ist mir heilig? Wofür bin ich bereit, Opfer zu bringen? Vor allem aber sind diese Heiligen Wegweiser, die uns lehren, für den eigenen Glauben, die Überzeugungen und Werte einzustehen.


Mutiger Glaube im Angesicht der Gefahr

Hl. Bischof Markos von Arethusa wusste, dass sein Widerstand gegen den Wiederaufbau heidnischer Tempel ein Wagnis bedeutete. Doch er fürchtete sich nicht, weil er zutiefst davon überzeugt war, dass die Treue zu Christus und seiner Kirche kein verhandelbares Gut ist.

Priester Pion und die Diakone Kyuregh (Cyrill) und Benjamin wiederum bezeugen den Mut, sich selbst im Angesicht grausamer Folter nicht vom Evangelium abzuwenden. Ihre Bereitschaft, die Leiden und Demütigungen nicht nur auszuhalten, sondern diese in ein Bekenntnis der Liebe zu Christus zu verwandeln, ist bis heute eine Herausforderung für uns alle.

Ähnliches gilt für Abd al-Masih, Ormizd und Sayen, deren Märtyrertum in Persien zeigt, dass es im Ringen zwischen weltlicher Macht und göttlicher Wahrheit ein gereiftes Herz und eine klare Hoffnung auf das Ewige braucht, um dem Druck der Zeit standzuhalten.


Brücke zur Großen Fastenzeit

Diese Woche hat eine besondere Dynamik: Am Dienstag gedenkt die armenische Kirche der Heiligen Priester Ghevond und seiner Nachfolger, und am Donnerstag rückt der Heilige Vardan mit seinen Gefährten in den Mittelpunkt. Ihre Beispiele werden uns vor Augen geführt, damit wir mit dem Beginn der Großen Fastenzeit innerlich gestärkt in diese so wichtige Phase des Kirchenjahres gehen.

Die Fastenzeit ist kein bloßes Ritual, sondern eine Zeit der Besinnung und Erneuerung. Gerade deshalb stellen die Kirchenväter in diesen Tagen Märtyrer und Glaubenszeugen heraus. In ihren Erzählungen spiegelt sich jener geistliche Kampf, zu dem wir alle eingeladen sind: das Bestreben, das Herz von Unwesentlichem zu reinigen, Standhaftigkeit zu üben und mit entschiedener Liebe für den Glauben einzutreten.


Ein geistliches Rüstzeug für heute

Die Botschaft dieser Heiligen richtet sich an uns mitten in der modernen Welt:

  1. Glaube als Quelle der Freiheit: Wer sich Christus anvertraut, erlebt eine innere Unabhängigkeit, die stärker ist als jede Angst vor Verlust oder Ausgrenzung.
  2. Hingabe statt Halbherzigkeit: Die Märtyrer zeigen uns, dass Christsein nicht bloßes Etikett ist, sondern eine tägliche Entscheidung – im Großen wie im Kleinen.
  3. Mut zum Zeugnis: Während wir uns auf Ostern vorbereiten, kann das Beispiel der frühen Blutzeugen ein Ansporn sein, auch in alltäglichen Situationen für Gerechtigkeit und Nächstenliebe einzustehen.

Gerade in einer Zeit, die oft von Lärm und Ablenkung geprägt ist, hilft uns das Vorbild dieser Märtyrer, das Unvergängliche wiederzuentdecken: den Weg der Liebe zu Gott und zum Nächsten, getragen von einem Herzen, das sich nicht einschüchtern lässt.


Ausblick: Fasten als innerer Aufbruch

Mit dem Start der Großen Fastenzeit in der kommenden Woche lädt uns die Kirche dazu ein, innezuhalten. Das Fasten ist mehr als ein Verzicht auf Speisen; es ist ein bewusster Schritt, die eigene Komfortzone zu verlassen und sich einer tieferen Wirklichkeit zu öffnen. Wenn wir dabei an die Heiligen dieser Tage denken, erhalten wir ein klares Bild, was das bedeuten kann:

  • Standhaftigkeit: den Glauben ernst nehmen, auch wenn dieser manchmal gegen den Zeitgeist steht.
  • Solidarität: dem Leiden anderer aufmerksam begegnen und die Grenzen des eigenen Egos durchbrechen.
  • Hoffnung: das vor Augen haben, was am Ende bleibt – die österliche Freude, die jedes Leid überwinden kann.

Die Märtyrer, derer wir heute gedenken, und die kommenden Gedenktage an Ghevond und Vardan eröffnen einen geistlichen Wegweiser, der uns bis ins Herz der Fastenzeit führt. Ihre Lebensgeschichten sind ein Geschenk, das weit über Historie und Legende hinausreicht: Sie sind lebendige Zeugen einer unerschütterlichen Glaubenshaltung.

Ihr Beispielsoll in uns die Sehnsucht wecken, mit derselben Hingabe in die bevorstehende Fastenzeit zu gehen und unser Leben neu auf Christus auszurichten. In einer Welt, die nach Sinn und Orientierung sucht, leuchten diese Heiligen wie stille Sternzeichen am Horizont des Glaubens – und wir sind eingeladen, uns an diesem Licht zu wärmen und den eigenen Weg entschlossen weiterzugehen.

Pfr. Dr. Diradur Sardaryan

Hl. Mark (Markos), Bischof von Arethusa
Sankt Mark wirkte im syrischen Arethusa als Bischof und wurde durch seinen Eifer für das Evangelium bekannt. In der Zeit, als Kaiser Julian der Abtrünnige (361–363) versuchte, den heidnischen Kult wiederherzustellen, weigerte sich Mark standhaft, zerstörte Tempel zu finanzieren oder sich von seiner Treue zu Christus abzubringen zu lassen. Seine Feinde unterzogen ihn grausamen Misshandlungen und zwangen ihn schließlich ins Exil. Dennoch blieb Mark ungebrochen: Er verkündete die christliche Botschaft weiter und führte viele Heiden zur Bekehrung. Sein Leben ist ein eindrückliches Beispiel dafür, dass ein unerschütterlicher Glaube auch größten Widerständen standhalten kann.


Hl. Priester Pion (Pion der Priester)
Pion wirkte als Priester in Smyrna und war besonders für seine Predigten und seine Seelsorge unter verfolgten Christen bekannt. Während der Herrschaft Kaiser Decius’ (249–251) flammte eine heftige Christenverfolgung auf, in der sich Pion durch Mut und Standhaftigkeit hervortat. Selbst angesichts brutaler Folterungen und der Aussicht auf den Märtyrertod blieb er seinem Glauben treu. Seine Ausdauer inspirierte viele Menschen in Smyrna, an ihren Überzeugungen festzuhalten und die Kraft des Evangeliums inmitten schwierigster Umstände zu erfahren.


Hl. Kyuregh (Cyrill) der Diakon
Kyuregh stammte aus der Region Heliopolis in Phoenizien und wird als Diakon beschrieben, der schon zur Zeit Kaiser Konstantins des Großen heidnische Heiligtümer zerstörte. Unter Julian dem Abtrünnigen entlud sich die Wut der Heiden gegen ihn, sodass er schreckliche Misshandlungen erlitt. Weil er sich trotzdem weigerte, den Glauben zu widerrufen, fügte man ihm grausame Wunden zu, bis er sein Leben hingab. In seiner Hingabe verkörpert Kyuregh den Mut des frühen Christentums, dessen Kraft selbst extremster Gewalt standhalten konnte.


Hl. Benjamin der Diakon
Benjamin war ein Diakon aus dem Perserreich, in dem unter König Yazdegerd I. (399–420) und dessen Nachfolger erneut Christenverfolgungen aufflammten. Durch seine missionarische Tätigkeit führte Benjamin viele Menschen vom Zoroastrismus zum Christentum, was ihm den Hass der persischen Obrigkeit einbrachte. Trotz mehrfacher Inhaftierung und grausamer Foltern blieb er unerschütterlich in seinem Zeugnis. Letztlich nahm er den Märtyrertod auf sich, um dem Evangelium treu zu bleiben, und wurde dadurch zum Sinnbild für die Kraft des Heiligen Geistes in Zeiten der Bedrängnis.


Hl. Abd al-Masih
Abd al-Masih stammt nach der Überlieferung aus einer jüdischen Familie in Persien und hieß ursprünglich Aser. Durch den Kontakt zu christlichen Hirten und seine eigene Sehnsucht nach Gott entschloss er sich zur Taufe – eine Entscheidung, die er zunächst vor seiner Familie verbarg. Als er seine Bekehrung offenlegte, stieß er auf heftigen Widerstand und Zorn – letztlich endete sein Leben, als sein eigener Vater ihn tötete. Abd al-Masihs Geschichte offenbart, wie die Liebe zum Glauben selbst die nächste Verwandtschaft nicht fürchtet, sondern Gott über alles setzt.


Hl. Ormizd
Ormizd war ein wohlhabender persischer Adliger, der den christlichen Glauben annahm und dadurch die Ungnade des Königs auf sich zog. Dieser verlangte von ihm die Lossagung von Christus und drohte ihm mit dem Entzug all seines Besitzes – eine Drohung, die er tatsächlich umsetzte. Dennoch gab Ormizd nicht nach. Er erklärte unerschrocken, dass ihm die Verbundenheit mit dem „unsterblichen König“ – also Christus – wichtiger sei als jedes irdische Gut. Seine Beharrlichkeit wurde ihm zum Verhängnis, doch sein Opfertod bezeugt die Überlegenheit des Glaubens über alle weltliche Macht.


Hl. Sayen
Auch Sayen stammte aus dem persischen Hochadel und wurde wie Ormizd von König Yazdegerd bedrängt, zum zoroastrischen Kult zurückzukehren. Als er sich weigerte, entzog man ihm allen Besitz und rang ihm ein Leben in größter Armut und sozialer Erniedrigung ab. Sayen blieb jedoch seinem christlichen Bekenntnis treu und nahm das Los eines Dieners in Kauf. Seine Demut und Beharrlichkeit im Glauben machten ihn zu einem eindrücklichen Vorbild für generationsübergreifende Treue zu Christus – und schließlich zum Märtyrer, der seine Krone im Himmel empfing.


Werden Sie Mitglied!

Unterstützen Sie die Armenische Kirche in Deutschland und Ihre Armenische Gemeinde Baden-Württemberg mit Ihrem Mitgliedsbeitrag.
Werden Sie jetzt aktiv!