Christi Himmelfahrt –
Der Beginn einer neuen Hoffnung
Ein faszinierender Blick auf das Fest, das die Hoffnung und das Potenzial der Menschheit offenbart
Am 40. Tag nach Ostern, am Donnerstag der 6. Woche nach Ostern, wird in der Armenischen Apostolischen Kirche das Fest „Christi Himmelfahrt“ gefeiert. Die Bezeichnung des Festes gibt seinen Inhalt wieder – die Himmelfahrt des Herrn Jesus Christus, d. h. das Ende Seines irdischen Wirkens, Sein Abschied von den Jüngern und der Anfang einer neuen Hoffnung.
Jedes Jahr feiern Christen auf der ganzen Welt das Fest der Himmelfahrt Christi. Doch was steckt wirklich hinter diesem Ereignis? In diesem Beitrag werden wir das spannende Thema der Himmelfahrt Jesu erforschen und enthüllen, was sie eigentlich zum Ausdruck bringt. Nämlich, die Erfüllung der Prophezeiungen über den Messias und die Erhebung der gefallenen menschlichen Natur, nach seiner Heilung. Tauchen wir ein in diese bemerkenswerte Geschichte und entdecken wir, wie sie unsere eigene Existenz beeinflusst.
Die Himmelfahrt
40. Tag nach seiner Auferstehung versammelten sich die Jünger auf dem Ölberg in Jerusalem, wie es Jesus ihnen zuvor angeordnet hatte. In Apostelgeschichte 1, 9-12 wird beschrieben: „Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken. Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten, siehe, da standen zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch fort in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen. Dann kehrten sie von dem Berg, der Ölberg genannt wird und nur einen Sabbatweg von Jerusalem entfernt ist, nach Jerusalem zurück.“
Die Verbindung zwischen Auferstehung und Himmelfahrt
Die Auferstehung Jesu Christi ist ein Eckpfeiler des christlichen Glaubens. Durch seine Auferstehung von den Toten hat unser Herr Jesus Christu gezeigt, dass er die Macht über den Tod besitzt und uns die Hoffnung auf ein ewiges Leben schenkt. Doch was geschah nach der Auferstehung?
Nachdem Jesus Christus von den Toten auferstanden war, erschien er seinen Jüngern und seinen Nachfolgern mehrere Male. Diese Begegnungen bestätigten nicht nur seine Auferstehung, sondern hatten auch den Zweck, ihnen weiteres Verständnis und Glauben zu vermitteln. Er bereitete Seine Junger auf ihre Aufgabe vor, das Evangelium in die Welt hineinzutragen. In diesen Begegnungen offenbarte er ihnen die Wahrheiten des Evangeliums und erklärte, dass er bald in den Himmel auffahren und einen Tröster (der Heiligen Geist) als Lehrer und Begleiter in die Welt hineinsenden werde.
Die Heilung der gefallenen menschlichen Natur
Die armenischen Kirchenväter haben sich intensiv mit dem Thema der Heilung der gefallenen menschlichen Natur durch die Auferstehung Jesu beschäftigt. Einer der bekanntesten armenischen Kirchenvater, der diese Lehre betont hat, ist der Hl. Gregor von Narek (951-1003), ein Theologe, Mystiker und Lehrer der Kirche.
Der Hl. Gregor von Narek beschrieb die Auferstehung Jesu als den entscheidenden Moment, in dem die Menschheit von ihrer gefallenen Natur geheilt wird. Er betont, dass Jesus nicht nur den Tod besiegt hat, sondern auch die Macht der Sünde und die damit einhergehende Trennung zwischen Mensch und Gott überwunden hat. Durch seine Auferstehung öffnete Jesus die Tür zur Wiederherstellung der Beziehung zwischen Gott und den Menschen.
Die Kirchenväter lehren, dass Jesu Sieg über den Tod uns zeigt, dass wir nicht länger von unseren eigenen Begrenzungen und Sündenketten gefangen sind. Durch den Glauben an Jesus Christus und seine Auferstehung haben wir die Möglichkeit, über unsere begrenzte menschliche Natur hinauszuwachsen und eine tiefere Gemeinschaft mit Gott zu erleben.
Die Bedeutung von Christi Himmelfahrt
Die Himmelfahrt Christi beinhaltet verschiedene wichtige Aspekte, die uns dazu ermutigen, unseren Glauben zu vertiefen und auf seine Wiederkunft zu hoffen.
Zunächst verdeutlicht sie die göttliche Natur Jesu Christi und seine Erhöhung zur Rechten Gottes des Vaters. Sie bekräftigt, dass Jesus der souveräne Herrscher sowohl des Himmels als auch der Erde ist. Epheser 1,20-21 betont, dass Gott ihn von den Toten auferweckt und ihn zu seiner Rechten im Himmel eingesetzt hat, über alle Reiche, Gewalten und Mächte dieser Welt und der zukünftigen.
Die Himmelfahrt markiert auch den Höhepunkt der irdischen Sendung Jesu Christi. Er hat die Mission, die ihm vom Vater übertragen wurde, erfüllt. In der Himmelfahrt Christi wird sichtbar, dass Gott das gesamte Werk der Versöhnung durch seinen Sohn annimmt. Die Auferstehung war das erste strahlende Zeichen dieser Annahme, und Pfingsten wird das letzte Zeichen sein. Die Wolke, die heute Jesus Christus umhüllt und mit ihm gen Himmel aufsteigt, stellt den aufsteigenden Rauch des Opfers dar, der vom Altar zu Gott emporsteigt. Das Opfer ist angenommen, und der Geopferte wird in Gottes Gegenwart empfangen, wo er weiterhin in ewiger und himmlischer Weise dargebracht wird. Das Werk unserer Erlösung ist vollendet und von Gott gesegnet. Nun sehnt sich sein ganzes Wesen nach der Gemeinschaft mit dem Vater, der Ihn für seinen triumphalen Sieg über Sünde und Tod in großer Freude empfängt.
Doch nicht nur der Sohn Gottes (der Logos) kehrt zum Vater zurück. Der Logos kam zu den Menschen herab und der vollkommene Gott nahm auch die menschliche Natur, in allem uns ähnlich, außer in der Sünde, an. Am Himmelfahrt tritt der menschgewordene Wort Gottes, wahrer Gott und wahrer Mensch, in das Königreich des Himmels ein. Christus bringt die menschliche Natur, die er angenommen hat, mit sich. Er öffnet der Menschheit die Tür. Als seine Stellvertreter nehmen wir die Segnungen in Empfang, die uns angeboten und ermöglicht werden. „Er [Gott] hat uns mit Christus Jesus auferweckt und uns zusammen mit ihm einen Platz in den himmlischen Bereichen gegeben“ (Eph 2,6). Wenn wir glauben, sind für uns Plätze im Himmel vorbereitet. Unsere Anwesenheit ist erwünscht und erwartet.
Des Weiteren bedeutet die Himmelfahrt den Übergang von Jesu irdischem Wirken zur Fortführung seines Werkes durch die Jünger und die Kirche. In Matthäus 28,19-20 gibt Jesus den Jüngern den Auftrag, alle Völker zu lehren und zu taufen, ihnen seine Gebote zu vermitteln und sie in seinem Namen zu ermutigen. Damit überträgt er ihnen die Verantwortung, sein Werk auf Erden weiterzuführen.
Die Himmelfahrt ermutigt uns, unseren Blick nach oben zu richten und nach den himmlischen Dingen zu suchen. Kolosser 3,1-2 ermahnt uns:
„Seid ihr nun mit Christus auferweckt, so strebt nach dem, was oben ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt! Richtet euren Sinn auf das, was oben ist, nicht auf das Irdische! “
Durch seine Himmelfahrt hat uns Jesus den Weg in den Himmel gezeigt und uns die Verantwortung übertragen, sein Werk fortzuführen. Deshalb sollten wir dieses Fest nutzen, um unseren Glauben zu vertiefen, unsere Hoffnung auf seine Wiederkunft zu stärken und das Evangelium mit Freude und Hingabe zu verkünden. Indem wir uns auf die Himmelfahrt Christi besinnen, werden wir daran erinnert, dass unser wahres Zuhause im Himmel ist und dass wir dazu berufen sind, das Reich Gottes auf Erden zu verwirklichen.
Über die eigenen Grenzen hinauswachsen
Die Botschaft der Himmelfahrt ist von großer Bedeutung für uns in der heutigen Zeit, da sie uns daran erinnert, dass wir nicht allein auf dieser Welt existieren und hier enden. Sie gibt uns die Hoffnung, dass es ein jenseits unserer aktuellen Umstände gibt. Jesus hat uns den Weg gezeigt, wie wir über unsere eigenen Grenzen hinauswachsen und unser wahres Potenzial entfalten können.
Die Geschichte der Himmelfahrt Christi ist faszinierend. Sie offenbart uns, dass Jesus Christus nicht nur unser Retter ist, sondern auch derjenige, der unsere menschliche Natur heilt und erhöht. Durch seine Auferstehung und Himmelfahrt hat er uns die Möglichkeit gegeben, unsere gefallene Natur zu überwinden und in einer göttlichen Gemeinschaft zu leben. Es ist wichtig, dass wir diese Hoffnung und dieses Potenzial erkennen und in unserem eigenen Leben zum Ausdruck bringen.
Pfr. Dr. Diradur Sardaryan