24. April – Gedenktag an den Völkermord

Armenier weltweit gedenken der Märtyrer des Völkermords an den Armeniern von 1915 und fordern Gerechtigkeit

Heute, am 24. April, gedenken Armenier Weltweit den Völkermord an den Armeniern und anderen christlichen Minderheiten im Osmanischen Reich im Jahr 1915. Der Völkermord hat das Leben von Millionen von Menschen zerstört. Hunderttausende wurden vertrieben, ihre Kirchen, Klöster, Kulturdenkmäler und Schulen vernichtet. Die Armenische Gemeinde fordert die Anerkennung des Völkermords durch die Türkei und ruft dazu auf, sich für Gerechtigkeit und das Lebensrecht der Armenier einzusetzen.

Die systematische Verfolgung, Deportation und Ermordung von Armeniern und anderen christlichen Minderheiten stellt eine dunkle Seite der Menschheitsgeschichte dar, die alle betroffen macht. Die Türkei leugnet bis heute den Völkermord und verweigert den Opfern und ihren Nachkommen Gerechtigkeit. Die Rechte der armenischen Minderheit in der Türkei sind auch heute eingeschränkt. Die Zahl der Armenier in diesem Land sinkt weiterhin drastisch.

Die Armenische Gemeinde Baden-Württemberg betont, dass die Anerkennung des Völkermords von entscheidender Bedeutung ist, um den Weg der Versöhnung zu ebnen. Es ist wichtig, dass die Türkei ihre Verantwortung für den Völkermord anerkennt und sich aktiv dafür einsetzt, dass sich solche schrecklichen Verbrechen nie wiederholen. Dabei soll die internationale Gemeinschaft eine entscheidende Rolle spielen.

Die Türkei stellt sich jedoch im Konflikt um den Berg Karabach auf die Seite von Aserbaidschan und unterstützt die militärische Aggression gegen die armenische Bevölkerung in der Region. Für die Armenier bedeutet dies eine Wiederholung des Völkermords. Seit August 2022 warnen auch internationale Organisationen und Einrichtungen von Genozidwissenschaftlern, dass für die armenische Bevölkerung der Republik Armenien und die indigenen ArmenierInnen des Südkaukasus eine „erhebliche Genozidgefahr“ (significant genocide risk) besteht.

Die Armenische Gemeinde Baden-Württemberg ruft die Landesregierung Baden-Württembergs, die kirchlichen und nichtkirchlichen Organisationen, alle Menschen guten Willens auf, sich weiterhin aktiv für die Anerkennung des Völkermords an den Armeniern und anderen christlichen Minderheiten im Osmanischen Reich einzusetzen. Gleichzeitig ruft sie dazu auf, das Selbstbestimmungsrecht und das Lebensrecht der armenischen Bevölkerung in Berg Karabach zu achten.

„Die gemeinsame Erinnerung und Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels der Menschengeschichte ist der Schlüssel für eine Zukunft ohne Völkermorde und für eine gerechtere Welt. Die Armenische Gemeinde Baden-Württemberg begrüßt das bisherige Engagement des Bundeslandes Baden-Württemberg. „Es ist erfreulich, dass das Bundesland Baden-Württemberg im Anschluss an die Resolution das Thema in ihren Bildungsplan aufgenommen hat. Das ist ein starkes Signal gegen das Vergessen. Es bleibt jedoch noch viel zu tun, um die Erinnerung an den Völkermord wach zu halten, weitere Völkermorde zu verhindern und die Anerkennung durch die Türkei zu erreichen“ so Pfr. Dr. Diradur Sardaryan, Gemeindepfarrer der Armenischen Gemeinde Baden-Württemberg.

Die Erinnerung an die Opfer des Völkermords und das Engagement für die historische Wahrheit – beides ist Gegenstand der Gedenkfeier der Armenischen Gemeinde Baden-Württemberg e.V. in der Lutherkirche Bad-Cannstatt.

Die Armenische Gemeinde Baden-Württemberg e.V. lädt dazu alle Freunde des armenischen Volkes ein und dankt schon jetzt für die Solidarität, die die Gäste den Opfern und ihren Nachfahren erweisen.

Kranzniederlegung am Friedhof Steinhaldenfeld: 24. April, um 17 Uhr.
Gedenkveranstaltung in der Lutherkirche Bad-Cannstatt: 24. April, um 19:15 Uhr

Fakten:

  • Der Völkermord an den Armeniern war eine staatlich organisierte Kampagne zur Deportation und Massenmord an Armeniern, die unter der Herrschaft des Osmanischen Reiches von der jungtürkischen Regierung während des Ersten Weltkriegs (1914-1918) durchgeführt wurde.

  • Zwischen 3 und 4 Millionen (oder 20%) der Armenier lebten zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf dem Gebiet des Osmanischen Reiches (ehemaliges Westarmenien). Heute leben zwischen 40.000 und 70.000 Armenier in der modernen Türkei. Die Zahl der in diesem Land lebenden armenischen Christen sinkt, deren Rechte werden weiterhin missachtet.

  • 1,5 Millionen Armenier starben infolge des Völkermords. Die Überlebenden wurden vertrieben, islamisiert und assimiliert.

  • Der Völkermord an den Armeniern legte den Grundstein für einen homogeneren Nationalstaat, der letztlich zur heutigen Türkischen Republik wurde. Bis zum Ende des Krieges waren mehr als 90% der Armenier des Osmanischen Reiches verschwunden, die Spuren ihrer früheren Präsenz wurde großteils ausgelöscht.

  • Tiefere Ursachen liegen in der Unzufriedenheit der Osmanen mit den wirtschaftlichen und politischen Erfolgen der Armenier. Es sollte zu einem Umsturz in der traditionellen osmanischen sozialen Hierarchie kommen, in der Muslime den Nicht-Muslimen überlegen waren.

  • Am 24. April 1915 begannen die Massenverhaftungen von Vertretern der armenischen Elite in Konstantinopel (heute Istanbul). In den Jahren 1915 und danach wurden hunderttausende von Handschriften, die in armenischen Kirchen und Klöstern aufbewahrt wurden, zerstört, tausende von historischen Denkmälern wurden zerstört und heilige Stätten des armenischen Volkes wurden entweiht.

  • Innerhalb weniger Tage wurden im Jahr 1915 etwa 800 Armenier ermordet. Es waren politische und religiöse Führer, Geistliche, Unternehmer, Anwälte, Ärzte, Schriftsteller, Musiker, Künstler, Lehrer usw.

  • Etwa 1 Million Armenier müssen das Land verlassen und sich auf der ganzen Welt niederlassen. Etwa 375.000 mussten in das Russische Reich fliehen, bis zu 45.000 in die USA und bis zu 50.000 in Frankreich.

  • Heute haben 34 Staaten die Tatsache des Völkermords an den Armeniern anerkannt. 2016 hat das Deutsche Bundestag die Resolution zum Völkermord an Armeniern beschlossen. Ihre Umsetzung ist allerdings ein Prozess, der nur bedingt vorangeht.

  • Im Jahr 2015 wurden 1,5 Millionen Märtyrer des Völkermordes von der armenischen Kirche heiliggesprochen. Von nun an wird der 24. April im Kirchenkalender als Gedenktag an die heiligen Märtyrer, die während des Völkermords an den Armeniern für ihren Glauben und ihr Vaterland gefallen sind, festgehalten.

  • Die Türkei weigert sich hartnäckig, die Ereignisse von 1914-1918 als Völkermord anzuerkennen, obwohl die meisten Historiker zu dem Schluss gekommen sind, dass Deportationen und Massenmorde der Definition von Völkermord entsprechen – der vorsätzlichen Vernichtung einer ethnischen oder religiösen Gruppe. Weiterführende Literatur und Informationen finden Sie z.B. auf der Web-Seite der AGA-Online.

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