Die diesjährige Neujahrsansprache Seiner Heiligkeit Karekin II., Katholikos aller Armenier, war weit mehr als ein festlicher Gruß. Sie war eine tiefgreifende Reflexion über den Zustand der armenischen Nation und ein leidenschaftlicher Appell für Einheit, Glauben und Erneuerung. Seine Botschaft richtete sich nicht nur an die Gläubigen in Armenien, sondern an alle Armenier weltweit – ein Aufruf, in schwierigen Zeiten Hoffnung und Zuversicht zu bewahren.

Zentral in der Ansprache war die Einladung zur Erneuerung. Mit den Worten des Apostels Paulus „Erneuert euren Geist und zieht den neuen Menschen an“ (Eph. 4,23-24) rief der Katholikos dazu auf, sich innerlich zu stärken und durch Glauben, Liebe und Gerechtigkeit eine bessere Zukunft zu gestalten. Diese Erneuerung ist mehr als ein spirituelles Anliegen; sie ist ein Werkzeug, um den Herausforderungen des Lebens zu begegnen und sie zu überwinden.

Der Katholikos hob hervor, dass Einheit und gemeinsames Handeln die Schlüssel sind, um auch die schwierigsten Situationen zu bewältigen. In einer Zeit, in der die armenische Nation vor großen Herausforderungen steht, erinnerte er daran, dass in der Geschichte des Volkes stets der Glaube an Gott und die Solidaritat der Gemeinschaft den Weg gewiesen haben. „Alles vermag ich durch Christus, der mich stärkt“ (Phil. 4,13) – dieser Gedanke zog sich wie ein roter Faden durch seine Botschaft.

Besondere Bedeutung maß Seine Heiligkeit der Treue zu den Werten und Traditionen der Armenischen Kirche und des armenischen Volkes bei. Er warnte davor, dass kurzfristige Lösungen, die diese Grundlagen opfern, den langfristigen Zusammenhalt gefährden. Stattdessen ermutigte er, die nationale Identität zu bewahren und die kommenden Generationen in diesem Geist zu erziehen.

Eine der berührendsten Passagen seiner Ansprache war das Gebet für die Opfer des Krieges, die Vertriebenen und die Trauernden. Mit großem Mitgefühl rief der Katholikos dazu auf, die Leidenden nicht zu vergessen und die weltweite armenische Gemeinschaft zur Solidaritat zu bewegen. Dieses Gebet war nicht nur ein Akt des Trostes, sondern auch ein Aufruf zum Handeln: Jeder Einzelne soll sich in seinem Rahmen für das Wohl der Gemeinschaft einsetzen.

Seine Heiligkeit präsentierte eine klare Vision für eine gerechtere Gesellschaft, die von Gerechtigkeit, Harmonie und der Stärkung des Staates geprägt ist. Der Fokus lag dabei auf dem Schutz der Rechte des Volkes von Arzach (Berg-Karabach) und der Schaffung einer sicheren und würdevollen Zukunft für alle Armenier. Dieser Gedanke ist nicht nur eine politische Forderung, sondern ein moralischer Imperativ, der die gesamte Nation eint.

Am Ende seiner Ansprache rief Seine Heiligkeit dazu auf, mit Hoffnung und Zuversicht in das neue Jahr zu gehen. Die Geschichte des armenischen Volkes sei voller Herausforderungen, aber auch voller Triumphe – ein Beweis dafür, dass selbst die größten Hürden mit festem Glauben und vereinten Kräften überwunden werden können.

Die Neujahrsansprache Seiner Heiligkeit wurde auch in diesem Jahr nicht im staatlichen Fernsehen ausgestrahlt. Dies stellt eine bedauerliche Missachtung der jahrzehntelangen Tradition und der Erwartungen der Gläubigen dar. Diese Entscheidung des öffentlichen Rundfunks untergräbt die symbolische Bedeutung der Ansprache, die ein wichtiger Moment der Einheit und Inspiration für die Armenische Nation in Armenien und in der Diaspora ist. Dennoch wurde die kraftvolle und ermutigende Botschaft Seiner Heiligkeit durch soziale Medien verbreitet. Lassen wir uns von dieser Vision inspirieren, erneuern wir unseren Geist und setzen wir uns mit ganzer Kraft für die Zukunft unserer Gemeinschaft ein. Der Weg ist vorgezeichnet: Einheit, Hoffnung und der unerschütterliche Glaube an eine bessere Zukunft.