Gutes bewirken…

Weihnachtspredigt von Pfr. Dr. Diradur Sardaryan

Liebe Gemeinde,

Christus ist geboren und erschienen,
Frohe Botschaft für euch und für uns!

An diesem Heiligen Abend verkünden wir die frohe Botschaft der Geburt unseres Herrn Jesus Christus, der in die Dunkelheit der Welt hineinkommt, um Licht und Leben zu bringen.

Vor uns liegt ein neues Jahr voller Erwartungen und Gefühle. Man wünscht einander Gesundheit und Glück, Erfüllung der Träume und von allem das Beste, alles, was gut ist. Das ist richtig und gut so. Denn jeder von uns hat Sorgen, Probleme, die er lösen muss. Bei einem sind es eher Kleinigkeiten, beim anderen geht es um Leben und Tod. Richten wir unser Blick in die Welt hinein, so sehen wir in Nah und Fern viel Leid, Ungerechtigkeit und Krisen, anhaltende Unruhen, Krieg und Zerstörung. Seit mehr als drei Wochen leben unsere Landsleute in Artsakh in einer Blockade. 120 000 Menschen, Jung, Alt, Gesund, Krank, Männer, Frauen, 30 000 Kinder stehen vor in einer humanitären Katastrophe. Und so fragen wir uns: Was können wir denn tun? Wo sollen wir anfangen?

Ich weiß nicht, was andere machen können, aber ich weiß, was wir gemeinsam getan haben. Am heutigen Tag, an dem wir all unsere Sorgen, für einige Stunden vergessen möchten, folgten wir der Einladung Gottes. Wir folgten dem inneren Betlehem-Stern in unseren Herzen, um in die Kirche zu kommen und die ermutigende frohe Botschaft zu hören, dass uns heute ein Heiland geboren ist. Wir sollen keine Angst haben!

Was bedeutet die frohe Botschaft der Geburt Christi für uns?

Gott schenkt uns gerade jetzt, wo wir es so dringend brauchen, Mut zum Handeln, Zuversicht und Gewissheit, dass alles in den Händen Gottes liegt und er weiß, was wir benötigen.

Gott sieht dich!

Gen. 13, 16

Er sieht nicht weg, wie wir es oft tun, wenn wir Probleme haben oder Missstände sehen. Gott sieht uns. Gott sieht das Leben jedes einzelnen von uns. Er sieht alle Besonderheiten. Alles, was Gut und was Schlecht ist in unserem Leben. Er kommt auch in unser Leben hinein, um uns Seine helfende, rettende Hand, Seine Erlösung anzubieten.

Wenn wir aber sagen, dass alles in den Händen Gottes liegt, heißt es noch lange nicht, dass wir nichts machen können. Im Gegenteil. Jeder von uns kann jeden Tag etwas dafür tun, damit sein Leben und das Leben seiner Mitmenschen ein wenig besser werden.

Sie fragen, wie wir dies machen können? Unser Leben kann inmitten von Herausforderungen und schwierigen Umständen dennoch erfüllt sein mit der Gnade Gottes, es kann so großartig sein und so strahlend hell, dass jegliche Dunkelheit zerstreut wird. Der Schlüssel dafür liegt in der Botschaft des Evangeliums.

Wir kennen die Geschichte der Geburt des Herrn. Es ist eine finstere Nacht. Es gibt keinen Platz in keiner Herberge. Der König Herodes schickt seine Leute, damit alle Neugeborenen umgebracht werden. Gleichgültigkeit, Hass und Finsternis herrschen. Aber inmitten dieses Finsteren erstrahlt ein Stern im Himmel und die, die diesen Stern folgen, erleben ein Wunder. Sie hören die den Engel, der zu ihnen spricht und sagt:

„Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch eine frohe Botschaft, die allem Volk widerfahren wird, denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids“

Lk2, 10-11

Was heißt es für uns heute? Auch wir sind eingeladen, dem Stern zu folgen, der uns zu Christus, zu unserem Erlöser führt. Denn er schenkt uns die Fähigkeit, das Leben so zu meistern, dass es inmitten des Dunklen plötzlich hell wird, und zwar nicht nur für uns, sondern auch für unsere Umgebung, für unsere Mitmenschen.

Gute Taten als Folge guter Gedanken

Gott schenkt uns jeden Tag die Möglichkeit Gutes zu tun. Dafür sollten wir auch unsere Gedanken in diese Richtung einordnen. Gute Taten sind Folge guter Gedanken. Um unsere Gedanken in Richtung des Gutes zu lenken, sollten wir auf das Wort Gottes hören.

  • Du weißt, dass deine Landsleute in Gefahr sind. Du denkst, dass du nichts machen kannst? Ersetze dieser Gedanke mit dem Wort aus der Bibel: Gott wird einen Weg zeigen, wo es keinen Weg zu geben scheint. (vgl. Jeremia 31,3) Ich kann für meine Landsleute beten, damit Gott ihnen zur Hilfe kommt und einen Weg aus dieser schwierigen Situation zeigt. Ich kann die Politiker und die Menschen um mich herum über die elende Situation informieren, in dem die Menschen im Artsakh sich befinden. Gott hat mir vieles gegeben, ich kann ein wenig den Bedürftigen spenden.
  • Du bist in einer schwierigen finanziellen Situation und weiß nicht, wie du aus dieser Situation rauskommst? Statt hoffnungslos, dich selbst zu bemitleiden, vertraue auf Gott, bete zu Ihm und sag: „Ich vertraue darauf, dass Gott mir Weisheit schenkt, das Richtige zu tun und ich weiß, dass er jede Not stillen wird“ (vgl. Sprüche 3, 5-7; Philipper 4, 19).
  • Jemand in deiner Familie ist erkrankt oder du selbst hast Angst erkrankt zu werden? Auch hier vergiss nicht: Fürchte dich nicht. Gott mach heil und schenkt Gesundheit (vgl. Jak 5, 14, 3. Joh 1,2).

Beginnen wir also unser Leben damit zu verbessern, in dem wir böse und schlechte Gedanken durch gute und bessere ersetzen.

Gedanken nach oben richten

Jeden Sonntag hören wir während des Surb Patarags den Aufruf des Diakons:

«Ի վեր, ի վեր ընծայեցուցեք զմիտս ձեր աստուածային երկիւղիւ»

Erhebt eure Gedanken nach oben, in göttlicher Ehrfurcht

Das ist die Anweisung, etwas zu tun, etwas zu ändern. Versuchen wir, unsere Gedanken, zumindest für einige Minuten, vom weltlichen zu entziehen und das göttliche zu Suchen, unsere Gedanken nach oben zu richten.

Man bekommt die guten Gedanken nicht einfach so. Wir sollten uns entscheiden, Gutes zu denken, uns auf das Wort Gottes zu konzentrieren. Daraus werden sich gute Taten ergeben. Lassen wir zu, dass der Heiland auch in unseren Gedanken, in unseren Herzen, in unserem Leben, heute geboren wird. Denn er bringt Licht in das Finstere, Hoffnung, wo es keine Hoffnung zu geben scheint, Frieden, wo es keinen Frieden zu geben scheint.

Einladung zum Handeln

Liebe Schwestern und Brüder, ich lade euch herzlich dazu ein, aus diesem Jahr ein besonderes Jahr des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe zu machen. Ich lade euch ein, uns auf das Wesentliche im Leben zu konzentrieren. Ich lade euch ein, mit guten Gedanken und mit guten Taten dieses Jahr zu verändern.

Jeder von uns ist eingeladen, gerade heute und hier für sich die Entscheidung zu treffen, wie weiterleben und weiterwirken

  • mit Gott oder ohne Gott,
  • begeistert durch den Heiligen Geist oder furchtsam,
  • voller Hoffnung und Zuversicht oder hoffnungslos und deprimiert.

Ich lade euch alle dazu ein, in eurem Herzen und in eueren Gedanken, eine Herberge dem Heiland zu geben. Ihr seid doch als getaufte Christen bereits Tempel des lebendigen Gottes. Durch die Teilnahme an der Kommunion ist Christus in euch. Macht es euch bewusst und lässt zu, dass es von eurem Inneren alles mit dem göttlichen Licht leuchtet und mit euch zusammen eure Umgebung hell und rein wird, das Finstere verschwindet.

Christus ist geboren und erscheinen.
Habt keine Angst! Uns ist heute Heiland geboren.

Euer Pfarrer Diradur Sardaryan
Gemeindepfarrer der Armenischen Gemeinde
Baden-Württemberg