Hl. Erzdiakon und Märtyrer Stephan

Heute gedenkt die Armenische Apostolische Kirche des heiligen Erzdiakons und Märtyrers Stephan. Sein Leben und Wirken dienen als Quelle der Inspiration für Gläubige weltweit. Sein herausragender Platz im Heiligenkalender bezeugt seine Einzigartigkeit: Kurz vor dem Fest der Geburt Jesu Christi (im Unterschied zu der katholischen Tradition die nach dem Weihnachtsfest den Heiligen gedenkt) ehrt die Kirche den heiligen Stephanus als den ersten Märtyrer des Christentums, der um das Jahr 40 n. Chr. aufgrund seines festen Glaubens gesteinigt wurde. Über die frühen Jahre des Heiligen Erzdiakons und Märtyrers Stephanus ist wenig bekannt. Es wird lediglich angenommen, dass er ein Jahr nach der Geburt Christi in Jerusalem zur Welt kam. Erst im Alter von etwa 30 Jahren begann er, aktiv in der Urgemeinde seiner Heimatstadt tätig zu werden und schrieb somit ein bewegendes Kapitel in der Geschichte des Christentums.

In diesem Artikel möchten wir einen Blick auf das Erbe des heiligen Erzdiakons und Märtyrers Stephan werfen, insbesondere auf seine bedeutende Rede, und beleuchten, wie die Armenische Apostolische Kirche ihre Diakone an diesem Tag ehrt.

Das Leben des Heiligen

Über die Kindheit und Jugend des Hl. Erzdiakons und Märtyrers Stephanus ist nicht viel bekannt. Dennoch nahm er eine herausragende Rolle als der erste von sieben Diakonen in der frühen christlichen Gemeinde in Jerusalem ein. Diese Diakone wurden von den Aposteln durch Handauflegung geweiht, nachdem in der Gemeinde ein Konflikt zwischen Mitgliedern mit griechischem Hintergrund und solchen mit traditionell jüdischem Hintergrund aufgetreten war, der die Versorgung von Witwen betraf.

Die Diakone übernahmen nicht nur die Verantwortung für soziale Belange der Gemeinde, sondern waren auch mit der Glaubensverkündigung betraut. In ihrer Bedeutung und ihrem Rang erreichten sie eine herausragende Stellung in der Gemeinde, die sie zu Leitern machte, deren Einfluss den Aposteln nahe kam (Apostelgeschichte 6, 1 – 7). Der Heilige Erzdiakon und Märtyrer Stephanus wurde als ein Mann von außerordentlicher Gnade und Kraft beschrieben, der unter den Menschen große Wunder und Zeichen vollbrachte (Apostelgeschichte 6, 8).

Rede des Hl. Erzmärtyrers und -Diakons Stephan

Als markanter Repräsentant der frühen Gemeinde geriet Stephanus in Konflikt mit hellenistischen Juden, obwohl die genaue Natur des Konflikts unbekannt bleibt. Es wird jedoch offenkundig, dass seine Gegner dem eloquenten Diakon argumentativ nicht gewachsen waren. Um sich des unbequemen Wortführers zu entledigen, schmiedeten sie ein Komplott und streuten die Anschuldigung, Stephanus habe Gotteslästerung begangen.

Konkret wurde ihm vorgeworfen, behauptet zu haben, dass Jesus von Nazareth den jüdischen Tempel zerstören und die überlieferten jüdischen Bräuche, die von Moses übermittelt wurden, ändern wolle. In den Augen der hellenistischen Juden glich dies einer Form von Hochverrat.

Als der Hohepriester Stephanus zu den Anklagen befragte, erwiderte er in einem bemerkenswerten Monolog, der zu den längsten in der gesamten Bibel zählt. In seiner Verteidigungsrede bekannte sich Stephanus leidenschaftlich zu seinem christlichen Glauben. Darüber hinaus beschuldigte er seine Ankläger und deren Vorfahren, sich dem Heiligen Geist widersetzt, die Propheten verraten und getötet sowie die von Moses übermittelten Gebote missachtet zu haben (vgl. Apg 7,1-53).

Die Tradition der Armenischen Kirche

Die Armenische Apostolische Kirche ehrt an diesem Tag ihre Diakone. Es ist eine Zeit, um ihnen für ihr Engagement und ihre Hingabe zu danken und sie als integralen Teil der kirchlichen Gemeinschaft zu feiern. Während des Gottesdienstes ziehen an diesem Tag die Diakone die priesterliche Mitra (Սաղավարտ) an und singen den Scharakan von Hl. Hovhannes von Odzun, „der gütige Märtyrer“ (Ս. Հովհաննես Օձնեցի (410-490), «Նահատակ բարի»).

Die armenische Kirche sieht den heiligen Erzdiakon und Märtyrer Stephanus als Vorbild für zukünftige Diakone und ermutigt junge Gläubige, seinem Beispiel zu folgen. Die Werte der Nächstenliebe, der Aufrichtigkeit, der Großzügigkeit und des Dienstes an den Bedürftigen werden als Kernaspekte des diakonischen Dienstes gefördert.

Weitere Informationen finden Sie z. B. unter:
HEILIGENLEXIKON


Über die Rolle der Diakonissen in der Armenischen Apostolischen Kirche lesen Sie z.B. hier: – Sardaryan, D., Die Rolle der Frau in der Armenischen Apostolischen Kirche. Von Heiligen und Diakoninnen bis Chorleitung und Kirchenräte, in: Tamcke, Martin (Hgb), Frauen in den christlich-orientalischen Kulturen. Beiträge aus einem Intensivseminar der Orientalischen Kirchengeschichte in Göttingen am 16.4.2021, S. 37 – 44.