Darbringung des Herrn. Dyarnentaratsch 

Der 14. Februar gilt in Europa als der Tag der Liebenden. Die Armenische Kirche feiert an diesem Tag die Darstellung des Herrn, volkstümlich auch Dyarnentaratsch (kath. Mariä Lichtmess) genannt. Dieses Fest wurde von S. H. Garegin II., Katholikos aller Armenier, zum Tag der Segnung der jungen Familien erklärt.

In unerer Gemeinde wird dieses Fest traditionell am 13. Februar, um 19 Uhr, gefeiert.
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Dyarnentaratsch-2024

Entstehung

Dyarnentaratsch ist ein unbewegliches Fest der Armenischen Kirche und wird genau am 40. Tag nach dem armenischen Weihnachtsfest (6. Januar), am 14. Februar, gefeiert. Das armenische Wort „Dyarnentartsch“ ist aus zwei altarmenischen Wörtern zusammengesetzt: „Dyarn“ (dem Herrn) und „Èntaratsch“ (entgegengehen). Übersetzt ins Deutsche heißt es: „Dem Herrn entgegengehen“ bzw. „Den Herrn empfangen“. Im Volksmund heißt das Fest „Dyarnentaratsch“ auch „Derèntez“ bzw. „Derndes“. Beide diese Wörter sind aller Wahrscheinlichkeit nach Ableitungen von „Der ènt tzez“ (Deusch: Der Herr sei mit euch) bzw. „Derè des“ (Deutsch: Siehe den Herrn). Die beiden Begriffe haben mit dem Inhalt und der Bedeutung dieses Kirchenfestes zu tun.

Hintergrund des Festes ist das jüdische Reinigungsritual, dem sich auch die Hl. Jungfrau Maria unterziehen musste. Eine Frau galt im Alten Testament laut jüdischen Gesetzen vierzig Tage nach der Geburt eines Sohnes als unrein. Sie musste aus diesem Grund im Tempel zu einem Reinigungsritual mit Opfergaben kommen. Deshalb wird das Fest Darbringung des Herrn im Westen auch unter Mariä Reinigung bekannt. Zudem waren alle erstgeborenen Söhne (also auch Jesus) Gott als sein Eigentum vorbehalten, die erst mit einem Opfer ausgelöst werden mussten. So brachte man Jesus zum Priester in den Tempel und er wurde dort vor Gott „dargestellt“. Die Tradition wird bis heute auch in der Armenischen Apostolischen Kirche tradiert. Mütter und Kinder kommen am 40. Tag nach der Geburt in die Kirche und werden vom Pfarrer gesegnet.

Evangelium und Tradition…

Der Heilige Evangelist Lukas überlieferte die Geschichte von der Darstellung Jesu und die Begegnung mit Simeon und der Prophetin Hanna. Wir lesen diese Geschichte im Lukasevangelium 2, 22-40.

Bereits im 4. Jahrhundert feierte die Kirche in Jerusalem dieses Fest. Zunächst haben alle Kirchen dieses Fest am 14. Februar gefeiert, dem 40. Tag nach dem Fest „Geburt und Erscheinung des Herrn“, später dann haben die westlichen Kirchen das Fest 40 Tage nach Weihnachten (also 40 Tage nach 25. Dezember), der Geburt Jesu gefeiert.

Seit spätestens dem 5. Jahrhundert betrachteten die Christen dieses Fest auch als den ersten Einzug Jesu in die Davidstadt Jerusalem. Der antike Brauch, nach dem die Bewohner einer Stadt ihrem Herrscher bei seinem ersten Besuch entgegenzogen, wurde schon früh in die Festliturgie mit einbezogen. Die Gläubigen wollten Christus entgegengehen, ähnlich wie sie es aus den Evangelien kannten, wo die Menschen den erwachsenen Jesus an Palmsonntag begrüßten. Grund dafür war u. a. die neutestamentliche Bibelstelle Lk 2, 32, wo Jesus Christus als das Licht der Welt von Simeon gepriesen wird.

Zwischen Heidentum und Christentum

Zum selben Termin wie Darbringung des Herrn fand im heidnischen Rom ein Lichterfest statt. Man feierte damit den Gedenktag an den Raub der Proserpina: Proserpina, die Tochter der Ceres, wurde geraubt und von Pluto weg gebracht. Daraufhin suchten Proserpinas Eltern ihre Tochter mit Fackeln in der Stadt. Römische Frauen zogen zur Erinnerung an diese Suche alljährlich mit Lichtern durch die Stadt

Auch im heidnischen Armenien kannte man einen ähnlichen Lichtfest. Dieses war dem heidnischen armenischen Gott Mihr (nach Ormanian: Tir) gewidmet und war mit Feueranbetung verbunden. Die zentrale Bedeutung des Festes war durch die wärme des Feuers der kältesten Jahreszeit entgegenzuwirken und durch das Licht des Feuers das Finstere wegzujagen.

Später  wurden während der Feiertage verschieden Bräuche verbreitet, z. B. Wahrsagen, die mit der Aussaat und Ernte, dem Erfolg des Wirtschaftsjahres, der Idee des Generationenwachstums zusammenhingen.

Um die altarmenischen Bräuche nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, haben die Kirchenväter die äußere Form des Festes beibehalten, dem Fest aber einen neuen Sinn und eine neue Bedeutung gegeben. Die heidnischen Armenier haben das Feuer angebetet. Für die christlichen Armenier jedoch ist das Feuer ein Symbol des Herrn Jesus Christus. Der Hl. Grigor von Tatev (14. Jh.) schreibt aus Anlass des Dyarentaratsch-Festes: „Wie bei der Darstellung des Herrn im Tempel das Volk mit Laternen und Öllampen ihm entgegen ging, so zünden auch wir mit demselben Beispiel Feuer und Laternen an und feiern den Vorabend der Ankunft des Herrn“.

Die Tradition heute

Am Abend des 13. Februar werden die Gläubigen in die Kirche eingeladen, um den vorabendlichen Andachten beizuwohnen und das wahre Licht der Welt, den Herrn Jesus Christus, zu lobpreisen. Nach der Andacht zünden die Anwesenden an der Altarkerze ihre Kerzen an, bringen diese Kerzen nach Hause. Die in der Kirche angezündeten Kerzen brennen die ganze Nacht, damit überall das Licht und die Weisheit überwiegen und die Dunkelheit und die Verwirrungen sich entfernen.

In vielen Orten, wo es möglich ist, auch vor der Hl. Kreuz Kirche in Göppingen, wird auf dem Hof der Kirche ein Feuer angezündet. Danach bilden die Menschen einen Kreis um das Feuer herum und singen traditionelle armenische Volkslieder. Mancherorts ist die ehrenhafte Aufgabe der Anzündung des Festfeuers einem neuverheirateten Bräutigam vorbehalten. Neuverheiratete Paare, Mädchen und Jungs springen dann über das Feuer. Bereits aus der vorchristlichen Zeit kommt der Brauch, dass zuerst die neuverheirateten Bräute über das Feuer springen, um sich zu reinigen und die Geburt des erwarteten Kindes zu weihen. Unfruchtbare Frauen brannten mit den Flamen des Festfeuers ihre Röcke, damit sie geheilt werden und Fruchtbarkeit erlangen. Die armenischen Dorfbewohner nahmen etwas aus der Asche des Festfeuers mit nach Hause und verstreuten es auf den Dächern des Hauses sowie auf den Feldern und in den Ställen. Sie glaubten, dadurch das Böse von ihren Häusern fern zu halten und hofften auf ein gutes und ergebnisvolles Jahr.

Vor einigen Jahren hat S. H. Garegin II., Katholikos Aller Armenier, in der Hinsicht auf diesen Brauch, das Dyarnentartsch-Fest zum Tag der Segnung der Neuverheirateten erklärt. Familien der verlobten oder neuverheirateten Paare besuchen die Kirche und verteilen den versammelten Menschen „Aghantz“ (gebratene Weizenkörner und Kichererbsen), zu dem man auch Rosinen und Wallnüsse sowie weitere Nüsse mischt.