Die Beschneidung und Namensgebung Christi

Ein Fest mit tiefer Symbolik

Am achten Tag nach der Geburt unseres Herrn Jesus Christus, dem 13. Januar, begeht die Kirche das Fest der Beschneidung und Namensgebung. Dieses besondere Ereignis markiert nicht nur das Ende des Weihnachtsoktavs, sondern wirft ein Licht auf die tiefe Verbindung zwischen der alttestamentlichen Tradition und der Erlösung durch Christus.

Die Wurzeln der Beschneidung:
Ein Bund mit Gott

Die Beschneidung hat ihren Ursprung im Bund, den Gott mit Abraham schloss, wie im Buch Genesis beschrieben:

„Das ist Mein Bund, den ihr halten sollt, zwischen Mir und euch und deinem Samen nach dir: Alles, was männlich ist bei euch, soll beschnitten werden“ (Gen 17,10).

Dieses Ritual war mehr als ein physisches Zeichen. Es war Ausdruck der Treue Israels zu Gott und der Absonderung von der heidnischen Welt. Bereits am achten Tag nach der Geburt wurden männliche Nachkommen beschnitten, als Zeichen der Zugehörigkeit zu Gottes auserwähltem Volk.

Die Beschneidung Christi:
Vollkommene Menschlichkeit und Gehorsam

Jesus Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch, unterwarf sich diesem Gesetz, nicht aus Notwendigkeit, sondern aus Gehorsam und zur Erfüllung der Verheißung. Seine Beschneidung ist ein Beweis seiner vollkommenen Menschlichkeit. Die Allheilige Gottesgebärerin Maria und Josef brachten ihn in den Tempel, wie es der Brauch vorschrieb.

Auch die Namensgebung an diesem Tag ist von großer Bedeutung. Der Name „Jesus“, der durch den Engel Gabriel verkündet wurde (vgl. Lk 1,31), bedeutet „Gott rettet“. Dieser Name verkündet seine Mission: die Rettung der Menschheit.

Vom Alten zum Neuen Bund:
Eine geistliche Erneuerung

Mit dem Kommen Christi erhielten die Rituale des Alten Testaments eine neue, tiefere Bedeutung. Der Apostel Paulus erklärt, dass die Taufe die Beschneidung ablöst:

„In ihm seid ihr auch beschnitten mit einer Beschneidung, die nicht mit Händen geschieht, sondern durch das Ablegen des sündigen Leibes des Fleisches, in der Beschneidung Christi“ (Kol 2,11).

Während die Beschneidung ein äußerliches Zeichen war, ist die Taufe ein geistliches Sakrament, das uns in die Gemeinschaft mit Gott aufnimmt. Sie ist das Zeichen des Neuen Bundes, das uns die Tür zur Erlösung öffnet.

Theologische und historische Bedeutung

Das Fest der Beschneidung Christi ist ein Zeugnis seiner wahren Menschheit. Es widerlegt Irrlehren wie den Doketismus, die behaupteten, Christus sei kein wahrer Mensch gewesen. Durch seine Unterwerfung unter das Gesetz zeigt Jesus seine tiefe Verbundenheit mit dem Volk Israel und seine Rolle als Erfüllung der Verheißungen Gottes.

Das Weihnachtsoktav:
Freude und Besinnung

Mit der Feier der Beschneidung endet das Weihnachtsoktav, eine Zeit intensiver Freude über die Menschwerdung des Wortes Gottes. Die liturgischen Gewänder spiegeln die festliche Stimmung wider und laden gleichzeitig dazu ein, über den Gehorsam und die Demut Jesu nachzudenken.

Fazit: Einheit zwischen Alt und Neu

Das Fest der Beschneidung und Namensgebung Jesu erinnert uns an die Einheit zwischen dem Alten und dem Neuen Bund. Es ruft uns dazu auf, Demut und Gehorsam in unserem eigenen Leben zu pflegen und die Gabe der Erlösung mit Dankbarkeit anzunehmen.

Die Armenische Gemeinde Baden-Württemberg lädt dazu ein, diesen besonderen Tag mit Gebet und Besinnung zu begehen. Lassen Sie uns in diesem Fest die Verbindung zwischen Tradition und der befreienden Botschaft des Evangeliums vertiefen.

AGBW

Interessante Fakten

  • Widerlegung der Häresie des Doketismus
    Im späten 1. Jahrhundert spielte das Fest der Beschneidung eine bedeutende Rolle in der Geschichte der Kirche. Es diente als Beweis gegen die Häresie des Doketismus, deren Anhänger behaupteten, dass Christus kein wirklicher Mensch war, sondern nur scheinbar Fleisch angenommen hatte. Das Evangeliumszeugnis über die Beschneidung Christi bestätigt seine wahre Menschlichkeit.
  • Befreiung der Christen von der Pflicht zur Beschneidung
    Auf dem Apostelkonzil im Jahr 49 wurde entschieden, dass Christen nicht mehr verpflichtet sind, die Beschneidung zu befolgen. Die Entscheidung lautete:
    „Es hat dem Heiligen Geist und uns gefallen, euch keine weitere Last aufzuerlegen außer diesen notwendigen Dingen: sich vom Götzenopfer und vom Blut und vom Erstickten und von der Unzucht zu enthalten und das nicht zu tun, was ihr euch selbst nicht wünscht. Wenn ihr dies beachtet, werdet ihr gut handeln“ (Apg 15,28–29).
  • Zusammenfall mit dem Alten Neujahr
    Der Festtag der Beschneidung des Herrn fällt auf den 13. Januar, der auch als „Altes Neujahr“ bekannt ist. Dieser Name entstand, weil das Neujahrsdatum nach der Einführung des gregorianischen Kalenders vom 1. Januar auf den 13. Januar verschoben wurde. So überschneiden sich liturgische und volkstümliche Traditionen.

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