Avag Urbat (Der Grße Freitag)

Verrat, Kreuzigung und Grablegung des Herrn

Karfreitag ist einer der wichtigsten Feiertage im christlichen Kalender. Es ist der Tag, an dem Christen auf der ganzen Welt des Leidens und Todes von Jesus Christus am Kreuz gedenken. Doch Karfreitag ist nicht nur ein Tag der Trauer, sondern auch ein Tag der Besinnung und Hoffnung.

Der Karfreitag symbolisiert den sechsten Tag der Schöpfung, als Gott den Menschen nach seinem Bild und Gleichnis erschuf. Am Freitag aßen Adam und Eva die verbotene Frucht, beraubten sich ihrer Herrlichkeit, und der Herr bestrafte den Menschen mit einem Fluch und vertrieb ihn aus dem Paradies. Der Tag symbolisiert auch die sechste Periode, als der Sohn Gottes im unbefleckten Schoß der Heiligen Jungfrau zum vollkommenen Menschen wird und in der Person Jesu Christi die vollkommenen göttliche und menschliche Naturen vereint.

Am Karfreitag wurde Jesus Christus verraten, litt und wurde gekreuzigt.  Deshalb ist es auch ein Tag der Trauer, da er uns daran erinnert, dass der menschgewordene Sohn Gottes für unsere Sünden gekreuzigt wurde. Es ist eine Erinnerung daran, dass wir alle sündhabt sind und dass wir Vergebung und Erlösung brauchen.

Einer der eindrucksvollsten Gottesdienste der Armenischen Kirche während der Karwoche ist die Chawarum-Andacht. Während des Gottesdienstes werden sieben Lesungen aus den Evangelien vorgetragen, die uns an die letzten Stunden des Lebens des Herrn erinnern. Er wird von Seinen Jüngern im Stich gelassen, wird von den Menschen verspottet und verhöhnt. Die Gleiche Menschenmenge, die vor Tagen noch ihm „Hosianna“ zurief, ruft jetzt: „Kreuzige ihn“.

Die Symbolik der zwölf Kerzen und die Auslöschung der Kerzen nach jeder Lesung erinnern uns daran, wie Jesus von seinen Jüngern allein gelassen wurde und wie er letztendlich sein Leben am Kreuz gab, um uns von der Knechtschaft der Sünde zu befreien. Zum Schluss bleibt nur die große Kerze, die Jesus symbolisiert, der allein gelassen wurde, zu brennen. In diesem Augenblick werden alle Lichter der Kirche ausgemacht. Es brennt nur die Jesus-Kerze.

Der Name „Latzi Gischer“ oder „Die Nacht des Weinens“ beschreibt treffend die Atmosphäre der Chawarum-Andacht. Es ist eine Nacht des Nachdenkens und des Gebets, eine Nacht des Schmerzes und der Trauer. Aber es ist auch eine Nacht der Hoffnung, denn durch den Tod und die Auferstehung Jesu Christi haben wir die Möglichkeit, Erlösung zu finden und Frieden zu erfahren.

Die Chawarum-Andacht ist ein bewegendes Erlebnis und ein wichtiger Teil der Karwoche. Es erinnert uns daran, dass wir inmitten unserer eigenen Leiden und Herausforderungen nicht allein sind und dass es immer Hoffnung gibt. Durch die Hingabe und Liebe Jesu Christi haben wir die Möglichkeit, uns von der Dunkelheit zu befreien und in das Licht seiner Liebe und Gnade einzutreten.

Grablegung Christi

Die Bibelberichte von Matthäus, Markus und Lukas beschreiben, wie Josef von Arimathäa nach dem Tod von Jesus Christus zu Pilatus ging und um die Herausgabe des Leichnams bat. Nachdem er ihn vom Kreuz abgenommen hatte, hüllte er ihn in ein Leinentuch und legte ihn in ein unbenutztes Felsengrab. Maria Magdalena und eine andere Frau namens Maria beobachteten, wo der Leichnam gelegt wurde und bereiteten anschließend Salböle vor. Das Johannesevangelium fügt hinzu, dass Nikodemus auch an der Grablegung beteiligt war. Er brachte eine Mischung aus Aloe und Myrrhe mit und half Josef von Arimathäa, Jesus zu bestatten.

Am Freitagnachmittag findet in den Armenischen Kirche ein Gottesdienst statt, der auf Armenisch „Taghum Hisusi“ genannt wird, das heißt „Grablegung Jesu“. Bei diesem Gottesdienst wird ein mit unterschiedlichen Blumen sowie Kerzen geschmücktes Grab vorbereitet, welches mit einer Prozession mit Bibellesungen und Gesang durch oder um die Kirche (Wenn das Wetter erlaubt) getragen wird. Die Gläubigen sind eingeladen, unter dieses symbolisches Grab Jesu durchzugehen. Dies symbolisiert das eigene Begräbnis, aber auch die Auferstehung mit Jesus Christus.