Gedenktag des Hl. Hakob von Mtsbin
(Jakobus von Nisibis)

Ein Wegweiser und Zeuge des Glaubens

Heute, am 13.12.2025 gedenkt die Armenische Apostolische Kirche den Hl. Hakob von Mtsbin (Jakobus von Nisibis), den Hl. Einsidler Marug und den Hl. Bischof Melitos.

Es gibt diese Momente im Leben, wo man sich fragt: Warum klappt das nicht? Man plant, man bemüht sich, man gibt alles, und trotzdem scheint eine unsichtbare Hand einen immer wieder zurückzuhalten. Frustrierend, nicht wahr?

Genau so muss es dem heiligen Jakob von Nisibis ergangen sein, dessen Gedenktag die Armenische Kirche am Samstag vor dem vierten Sonntag des Hisnag, dieses Jahr am 13. Januar, mit besonderer Feierlichkeit begeht. Ein Mann, der versuchte, auf den Berg Ararat zu steigen und immer wieder scheiterte. Bis Gott ihm zeigte: Manchmal ist der Weg, den wir nicht gehen können, der Beweis dafür, dass Gott einen besseren Plan hat.

Ein Fürst, der alles aufgab

Jakob stammte aus einer jener Familien, von denen man sagt: „Die haben’s gut getroffen.“ Eine syrisch-armenisch-parthische¹ Fürstenfamilie, verwandt mit dem heiligen Gregor dem Erleuchter, dem großen Apostel Armeniens. Bildung, Einfluss, Perspektiven, alles da. Die armenische Tradition sieht in ihm sogar den Sohn der Chosrowui, der Schwester Anaks, des Vaters des heiligen Gregor.

Aber Jakob wollte etwas anderes. Nicht die Paläste, nicht die Macht. Er hörte den Ruf Christi und folgte ihm mit jener kompromisslosen Radikalität, die uns heute manchmal fremd vorkommt. Er zog sich in die Kordukischen Berge zurück, lebte Jahre als Einsiedler. Kein Feuer, keine bequeme Unterkunft. Nur Gebet, wilde Früchte, Wurzeln und eine Nähe zu Gott, die stärker war als jeder fürstliche Glanz.

Das war keine romantische Weltflucht. Das war harte Askese. Und als die Christenverfolgungen unter Diokletian und Maximian kamen, zeigte sich: Der Mann hatte Rückgrat. Er bekannte Christus öffentlich, auch in Persien, auch dort, wo es lebensgefährlich war. Manche Menschen reden von Glauben, Jakob lebte ihn, mit Haut und Haaren.

Der Bischof, der Schüler wie Ephräm hatte

Um 314 wurde Jakob Bischof von Nisibis, dieser alten Stadt in Mesopotamien, die damals noch zu den südlichen Gebieten Großarmeniens gehörte². Er gründete dort nicht nur die Kirche neu, er baute eine theologische Schule auf, die zu einem Zentrum christlicher Bildung wurde.

Unter seinen Schülern? Der heilige Ephräm der Syrer. Ja, genau der, dessen Hymnen und Texte die Kirche bis heute prägen. Ephräm, einer der größten Kirchenlehrer, nannte Jakob seinen geistlichen Vater. Das sagt eigentlich alles über die geistliche Tiefe dieses Mannes.

325 saß Jakob beim Konzil von Nicäa. Dort, wo die Kirche gegen Arius klarstellte: Jesus Christus ist wahrer Gott, eines Wesens mit dem Vater. Auch beim Konzil von Antiochien 341 war er dabei. Die Kirche nannte ihn „Wundertäter“ und „Moses Mesopotamiens“, wegen dessen, was durch ihn geschah.

Die Geschichte mit dem Ararat

Und dann kommt diese Geschichte, die einem wirklich zu denken gibt. Menschen zweifelten an der Sintflut, an Noahs Arche. „Alles nur Märchen“, sagten sie. Jakob wollte ihnen das Gegenteil beweisen. Also machte er sich auf, den Ararat zu besteigen.

Jahr für Jahr versuchte er es. Kletterte, kämpfte sich voran. Und kam doch nicht ans Ziel. Immer wieder führte Gott ihn zurück. Man stelle sich das mal vor: Ein Mann mit solcher geistlicher Vollmacht scheitert an einem Berg. Wie frustrierend muss das gewesen sein?

Aber dann, und das ist das Wunderbare, erschien ihm im Schlaf ein Engel. Als Jakob aufwachte, lag neben ihm ein Stück Holz. Ein Fragment der Arche Noah. Der Engel hatte gesprochen: „Das genügt.“

Jakob musste den Berg nicht bezwingen. Gott schenkte ihm das Zeichen auf einem anderen Weg. Manchmal, und das ist die Botschaft, die mich hier tief berührt, scheitern wir, weil Gott uns etwas Besseres geben will. Weil sein Weg der klügere ist. Weil wir lernen sollen: Es geht nicht um unsere Kraft, sondern um sein Wirken.

An dem Ort, wo Jakob ruhte, entsprang übrigens eine Quelle. Ihr Wasser soll bis heute heilende Kraft haben. Das Holzstück von der Arche wird in Etschmiadsin aufbewahrt, dem geistlichen Zentrum der Armenischen Kirche. Greifbare Zeichen des Glaubens, die bis heute Zeugnis ablegen.

Wunder in Armenien

Die armenischen Überlieferungen, festgehalten von den großen Geschichtsschreibern Faustos von Byzanz und Moses von Khoren, berichten von weiteren mächtigen Zeichen. Von der sofortigen Alterung schamloser Mädchen am Vansee, eine harte Geschichte, gewiss, aber auch ein Zeichen dafür, dass Heiligkeit und Respekt vor Gott keine Kleinigkeiten sind.

Von der Züchtigung des Fürstengeschlechts der Rshtuni wegen ihrer gottlosen Grausamkeit. Jakob hatte versucht, Gefangene zu befreien, vergeblich. Der Fürst Manachir ließ achthundert Menschen, darunter Jakobs eigene Diakone, vor seinen Augen vom Felsen ins Meer stürzen. Eine entsetzliche Tat.

Jakob schüttelte den Staub von seinen Füßen, wie Christus es den Jüngern aufgetragen hatte, und sprach einen Fluch über das Land aus. Und tatsächlich: Die einst paradiesische Gegend wurde unfruchtbar, die Familie des Fürsten starb aus. Erst nach Jahren, als Nachkommen um Vergebung baten und zu Jakobs Grab pilgerten, kam Heilung.

Das sind harte Geschichten. Aber sie zeigen: Gott lässt sich nicht spotten. Und seine Heiligen stehen auf der Seite der Unterdrückten, nicht der Mächtigen.

Der Verteidiger der Stadt

Kurz vor Jakobs Tod, belagerte der persische König Schapur II. die Stadt Nisibis. Ein riesiges Heer, übermächtig. Die Perser stauten einen Fluss und ließen die Fluten auf die Stadt los. Die Mauern brachen. Es sah hoffnungslos aus.

Aber Jakob, inzwischen ein alter Mann, ging auf die Stadtmauern. Er nahm das Fragment der Arche Noah in die Hand und betete. Und was geschah? Die Perser sahen plötzlich einen gewaltigen König mit zwölf Reiterheeren um ihn. Das himmlische Heer war gekommen.

Dann, und das ist fast schon poetisch, sandte Gott Mücken und Wespen auf die persischen Pferde und Elefanten. Die Tiere gerieten in Panik, das Heer floh. Eine riesige Armee, besiegt von Insekten. Gott hat manchmal einen sehr eigenen Humor.

Was bleibt

Jakob starb am 11. Juli 350. Sein Grab war in Nisibis, später wurden Reliquien nach Edessa und Konstantinopel gebracht. Teile seiner heiligen Überreste sind bis heute in Armenien, ein Kopfreliquiar liegt im Dommuseum Hildesheim. Die rechte Hand des Heiligen wird ebenfalls in Armenien verehrt.

Die Armenische Kirche ehrt ihn mit besonderer Feierlichkeit. Zahlreiche Kirchen tragen seinen Namen. Für das armenische Volk ist er mehr als eine historische Gestalt, er ist ein lebendiger Fürsprecher, ein Hüter des Glaubens, ein Zeichen der Treue Gottes.

Was können wir von diesem Mann lernen, der vor über 1600 Jahren lebte? Vielleicht dies: Dass unsere Pläne nicht immer Gottes Pläne sind. Dass Scheitern manchmal der Beginn von etwas Größerem ist. Dass Treue sich lohnt, auch wenn der Weg anders verläuft als gedacht.

Jakob wollte den Ararat besteigen. Gott gab ihm stattdessen ein Stück der Arche. Jakob wollte kämpfen. Gott schickte Mücken. Jakob wollte dienen. Gott machte ihn zum Bischof, zum Lehrer, zum Wundertäter.

„Durch ihn zeigte Gott, dass Heiligkeit stärker ist als Macht und Gebet mächtiger als Schwerter“, heißt es in der Tradition. Ein Satz, der heute, in unserer Zeit der Machtkämpfe und lauten Stimmen, aktueller ist denn je.

Wenn Sie das nächste Mal gegen eine Wand laufen, wenn Ihre Pläne scheitern, wenn Gott „Nein“ sagt zu dem, was Sie sich so sehr wünschen, denken Sie an Jakob von Nisibis. An den Mann, der den Berg nicht bezwang, aber das Himmelreich gewann. An den Heiligen, der uns zeigt: Gottes Wege sind oft anders als unsere. Aber immer, wirklich immer, sind sie besser.


¹ Die Parther waren ein Volk, das um 250 v. Chr. im Nordost-Iran ein gewaltiges Reich aufbaute. Die parthische Dynastie der Arschakiden (armenisch: Arschakuni) herrschte nicht nur in Persien, sondern auch in Großarmenien vom 2. Jahrhundert v. Chr. bis 428 n. Chr. Viele große Könige und auch die ersten armenischen Bischöfe, darunter der heilige Gregor der Erleuchter, stammten aus diesem edlen Geschlecht. Die armenische Tradition sieht darin sogar eine Erfüllung der Verheißung an Abraham: „Von dir werden Könige der Völker abstammen“ (Gen 17,6).

² Nisibis, heute Nusaybin in der Türkei, war eine bedeutende Stadt in Mesopotamien und gehörte historisch lange zur Einflusssphäre Großarmeniens, bevor es später unter persische Herrschaft fiel.