Wort zum Sonntag zu Phil. 1, 9-11

Und ich bete darum, dass eure Liebe immer noch reicher werde an Erkenntnis und aller Erfahrung, damit ihr das Gute wählt, damit ihr unerschüttert bleibt und tadellos für den Tag Christi, erfüllt mit den Früchten der Gerechtigkeit durch Jesus Christus zur Ehre und zum Lobe Gottes. Phil. 1, 9-11

„Liebe ist ein unersättliches Gut“ sagt der Hl. Johannes Chrisostomos. Denn wir haben nie genug von ihr. Vor allem dann nicht, wenn sie rein und ohne Tadel ist. „Niemandem bleibt etwas schuldig“, wird der Apostel in seinem Brief an die Römer sagen, „außer der gegenseitigen Liebe! Wer den andern liebt, hat das Gesetz erfüllt“ (Römer 13, 8). Sie ist nie genug! Ein liebender Mensch kann nicht sagen: ich will dich nur bis zu einer bestimmten Grenze lieben. Das wäre keine Liebe. Die wahre Liebe ist grenzenlos.

Doch es geht nicht darum alles zu lieben. Es geht nicht darum gleichermaßen das Böse und das Gute zu lieben, die Sünde, den Frevel und das Heilige. Vielmehr betet der Hl. Apostel Paulus um eine wachsende Liebe, die auf Erkenntnis und Erfahrung basiert, die uns hilft, das Gute zu erkennen, zu erfahren und zu wählen. Nur so können wir unerschüttert in unserem Glauben bleiben und ohne Tadel am Tag des Großen Gerichts stehen. Nur so können wir Gutes bewirken. Nur so können wir der unbegrenzten Liebe Gottes uns gegenüber, zumindest teilweise, aber in einer immerwährenden Progression, gerecht werden.

Die Liebe ist grenzenlos. Wir können sie in ihrer Fülle nur dann erkennen, wenn wir uns der Erkenntnis Gottes widmen. Denn wir wissen: Gott ist Liebe (1 Joh 4,8). Aber auch diese Erkenntnis ist nicht ausreichend. Die Erfahrung muss her. Sie kann nur dann beständig und tadellos sein, wenn wir begreifen und erfahren: Gott hat uns seiner unbegrenzten Liebe würdig gemacht (Joh. 3, 16). So dann versuchen wir seine Liebe zu erwidern, in dem wir unsere Liebe ihm Gegenüber durch unsere fürsorgliche und bewusste Liebe unseren Mitmenschen gegenüber zum Ausdruck bringen, „durch Jesus Christus zur Ehre und zum Lobe Gottes“ (Phil. 1, 11). Amen.

Pfr. Dr. Diradur Sardaryan