Gedenktag der Kidner von Bethlehem
Und der Heiligen Märtyrer Akakios, Prister Mocius und Soldat Codratus
Inmitten der frohen Botschaft von der Geburt Jesu Christi offenbart das Evangelium nach Matthäus eine düstere Geschichte – das Märtyrium der Kinder von Bethlehem. Die Armenische Apostolische Kirche gedenkt ihre Erinnerung am Montag nach dem Fest des Hl. Etschmiadzin zusammen mit den Heiligen Märtyrern Akakios, Prister Mocius und Soldat Codratus.
In der Weihnachtsgeschichte, wie sie im Evangelium nach Matthäus überliefert wird, erfahren wir von einem schrecklichen Ereignis, das dem frohen Anlass der Geburt Jesu Christi vorausgeht (Matthäus 2,16-18). Weise Männer aus dem Osten reisen nach Jerusalem und verbreiten die Nachricht von der Geburt eines „Kindes, das zum König der Juden geboren wurde“. Als diese Nachricht Herodes, der König von Judäa, zu Ohren kommt, gerät er in große Unruhe. Aus Eifersucht und Wut darüber, dass er das neugeborene Kind nicht ausfindig machen kann, befiehlt der König die Tötung aller männlichen Kinder in Bethlehem im Alter von zwei Jahren und jünger. Das Blut der unschuldigen Kinder wird zum ersten Blutvergießen um Christi Willen. Zusammen mit den Kindern von Bethlehem gedenkt die Armenische Kirche auch drei Heilige Märtyrer, die für den christlichen Glauben ihr Leben hingegeben haben – Akakios der Märtyrer, Mocius der Priester und Codratus der Soldat.
Die drei Märtyrer
Laut „Haysmavourk“ wurde Akakios während der Herrschaft von Kaiser Licinius zum Märtyrer. Der Heilige wurde unbeschreiblichen Qualen ausgesetzt und konnte umgeben von wilden Tieren überleben. Im Jahr 310 n. Chr. wurde er enthauptet.
Der Priester Mocius, geboren im Oströmischen Reich, war der Sohn eines hochrangigen christlichen Offiziers. Als glühender Verkünder des Christentums wurde er vom Statthalter der Stadt Amphipolis in Mazedonien vielen Qualen ausgesetzt. Später wurde er nach Byzanz geschickt, wo er zum Tode durch Enthauptung verurteilt wurde. Kaiser Konstantin errichtete später eine prächtige Kirche über dem Grab des Heiligen.
Der Soldat Codratus erlitt infolge der Verfolgungen durch den heidnischen König Dekos den Märtyrertod. Der tapfere Heilige, der sich selbst als „Diener des himmlischen Königs“ betrachtete, ertrug dank der Stärke seines christlichen Glaubens viele Folterungen und wurde für andere zum Vorbild, in schwierigen Zeiten standhaft im Glauben zu bleiben. Auch Codratus wurde durch Enthauptung hingerichtet.
Die Kinder von Bethlehem
Die Geschichte der Kinder von Bethlehem und das Martyrium der Heiligen Akakios, Mocius und Codratus sind untrennbar miteinander verbunden. Die unschuldigen Kinder, deren Leben durch den blutigen Befehl Herodes‘ ausgelöscht wurde, und die Heiligen Märtyrer, die ihr Leben für den Glauben gaben, erinnern uns an die Herausforderungen und Prüfungen, denen Gläubige seit jeher gegenüberstehen.
Dieses Kirchenfest, das den Kindern von Bethlehem und den Heiligen gewidmet ist, ruft uns zur Besinnung auf. Es erinnert uns daran, dass das Kommen Christi in dieser Welt nicht nur von Freude und Lobpreis begleitet war, sondern auch von Leid und Verfolgung. Die Kinder von Bethlehem stehen symbolisch für alle unschuldigen Opfer von Gewalt und Ungerechtigkeit, während die Heiligen Akakios, Mocius und Codratus uns dazu ermutigen, unerschütert im Glauben zu bleiben, selbst in den dunkelsten Stunden unseres Lebens.
Die besondere Bedeutung des Gedenktags
Dieses Fest wird von verschiedenen christlichen Traditionen an unterschiedlichen Tagen gefeiert. Es gibt auch Diskussionen über die Zahl der vom Befehl des Herodes umgebrachten Kinder. Doch dieses Gedenktag hat in unserer Zeit eine besondere Bedeutung. Auch im 21. Jahrhunder werden unschuldige Kinder weiterhin Opfer von Krieg, Gewalt und Ungerechtigkeit. Deshalb ist dieser Tag heute in besonderer Weise ein Aufruf der Kirche an alle Christen Verantwortung zu übernehmen und sich für die Rechte der Kinder einzusetzen, sie von jeglicher Willkür der staatlichen oder familiären Gewalt zu schützen.
Auch heute leiden Kinder weltweit unter Hunger, müssen vor Kriegen fliegen und werden sogar im Mutterleib getötet. Diese unvorstellbaren Leiden werfen die Frage nach dem „Warum“ auf. Die Antwort darauf findet man leider nicht. Es scheint, als ob wir in diesen Fällen machtlos sind, außer da zu sein und mitzuleiden.
Gerade wenn das Leid überwältigend ist, sollten wir uns daran erinnern, dass Gott an unserer Seite ist. Auch wenn wir keine sofortigen Lösungen für die Leiden der Kinder finden können, können wir ihnen Trost und Unterstützung bieten.
Es ist traurig zu wissen, dass heute tausende Kinder, unter anderem auch in Berg-Karabach, seit Monaten in einer Blockade leben und dass Kinder in der Ukraine unter den Auswirkungen des Krieges leiden. Diese Situationen verdeutlichen die Dringlichkeit, den Schutz der Kinder zur Priorität zu machen und uns dafür einzusetzen, dass sie in Frieden und Sicherheit aufwachsen können.
In unserer Hilflosigkeit sollten wir die Stärke Gottes nicht vergessen und uns bewusst machen, dass unser Mitgefühl und unsere Unterstützung für die Kinder von unschätzbarer Bedeutung sind. Indem wir uns ihrer Leiden bewusst werden und uns für ihre Rechte einsetzen, können wir dazu beitragen, eine Welt zu schaffen, in der Kinder vor solchem Leid geschützt sind.
Pfr. Dr. Diradur Sardaryan