Tag der Deutschen Einheit

Wort des Gemeidnepfarrers

Im Angesicht des diesjährigen Tags der Deutschen Einheit möchten wir uns dem zentralen Motto des Tages „Horizonte öffnen“ widmen. Diese Aufforderung ermutigt uns dazu, über die gewohnten Grenzen hinauszublicken und das Mögliche zu erkennen, was uns noch nicht erreicht hat. Der Ruf, Horizonte zu öffnen, fasziniert und inspiriert uns zum Aufbruch.

Natürlich scheint der Blick in eine vielversprechende Zukunft gegenwärtig für viele Menschen – sowohl hier in Deutschland als auch weltweit – beinahe unerreichbar zu sein. Viele empfinden Sorgen angesichts ihrer aktuellen persönlichen Situation und auch angesichts des Älterwerdens. Die gesellschaftlichen und politischen Turbulenzen weltweit tragen nicht gerade zum Gefühl der Sicherheit bei. Daher ist es verständlich, dass gerade in Zeiten von Kriegen und Bedrohungen durch verschiedene Krisen die Blicke in die Zukunft von Pessimismus und Ängsten geprägt sind. Insbesondere für uns armenische Christen, die in großer Sorge um Familienmitglieder, Freunde und Verwandte sind, die aus Berg Karabach vertrieben wurden, oder sich in Armenien in höchster Unsicherheit zurechtfinden müssen, während sie von der Welt allein gelassen wurden. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie wir in unserer Gesellschaft zusammenhalten können.

Als Christen suchen wir Halt in der Bibel. Hier finden wir die Kraft für unseren Glauben und für unsere Visionen, die uns nicht in der Klage über die Gegenwart gefangen halten, sondern uns ermutigen, neue Wege zu betreten. Denn wir wissen: „Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, weder Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen“ (Jes 25,8; Jes 65,19; Offb 7,17; Offb 20,14).

In meiner Rolle als Gemeindepfarrer der Armenischen Gemeinde in Baden-Württemberg trage ich die Hoffnung auf eine bessere Zukunft für das deutsche und armenische Volk, für alle Völker, in mir. Unsere Geschichte ist geprägt von vielen Herausforderungen, und die jüngsten Ereignisse in Armenien und Berg Karabach haben uns vor große Aufgaben gestellt. Doch ich glaube fest daran, dass Gerechtigkeit wiederhergestellt werden kann. Hierfür müssen wir uns auf allen Ebenen engagieren, jeder an seinem Platz und darüber hinaus, sowohl als Einzelne als auch als Teil der Gesellschaft.

An diesem Tag der Deutschen Einheit können wir viel lernen. Wir können erkennen, dass ein breiter Dialog und die Suche nach Lösungen für unsere Gesellschaft von entscheidender Bedeutung sind. Wir können uns für ein gutes Miteinander in Staat und Gesellschaft einsetzen.

Lasst uns gemeinsam die Horizonte öffnen, nicht nur für uns selbst, sondern auch für diejenigen, die unsere Unterstützung und Solidarität benötigen. Möge dieser Tag der Deutschen Einheit uns daran erinnern, dass wir als Bürger dieses Landes einen Beitrag leisten können, um eine bessere Zukunft für alle zu gestalten.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen einen gesegneten Tag der Deutschen Einheit.

Pfarrer Diradur Sardaryan

Zum Hintergrund

Der 3. Oktober ist der Tag der Deutschen Einheit, ein gesetzlicher Feiertag in Deutschland, der an die Wiedervereinigung des Landes erinnert.

Dieses historische Ereignis wurde im Einigungsvertrag von 1990 festgelegt und offiziell am 3. Oktober 1990 vollendet. Um Mitternacht vom 2. auf den 3. Oktober traten die neu gegründeten Länder Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Berlin in seiner Gesamtheit dem Geltungsbereich des Grundgesetzes nach Artikel 23 GG bei und wurden somit Teil der Bundesrepublik Deutschland.

Die Idee der Deutschen Einheit reicht jedoch bis ins 19. Jahrhundert zurück, als das Bestreben bestand, die verschiedenen deutschen Länder in einem gemeinsamen Staat zu vereinen. Dieses Einheitsmotiv spiegelt sich auch in der deutschen Nationalhymne wider, in der von „Einigkeit“ die Rede ist. Der Tag der Deutschen Einheit ist somit ein wichtiger Feiertag, der die historische Wiedervereinigung Deutschlands und das Streben nach nationaler Einheit feiert.

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