01.03. | Nähre dein Gedächtnis mit dem Wort des Herrn
Tägliche Andacht von Pfarrer Diradur
Es gibt in unserem Leben vieles, woran wir uns nicht mehr erinnern und es ist gut so. Es gibt aber auch vieles, was so dringend lebensnotwendig ist, dass wir es nicht vergessen dürfen. Dazu gehört die biblische Mahnung: „Hüte dich davor, dass du den HERRN, deinen Gott, vergisst.“ (5. Mose 8, 11). Immer wieder mahnen uns die biblischen Autoren, Gott nicht zu vergessen. Diese erinnerung ist lebensnotwendig. Sie ist eine Warnung vor Hochmut und Selbstüberschätzung. Gerade in den Zeiten des Überflusses, wenn wir Früchte unserer Arbeit ernten und unseren Erfolg genießen, besteht die Versuchung, zu vergessen, dass all unsere Fähigkeiten und sogar unser Erfolg, eine Gottesgabe ist, für die wir dankbar sein sollten.
Unser Erfolg ist nicht allein das Werk unserer Hände, sondern ein Geschenk der Gnade Gottes. Deshalb ist es wichtig, nicht zu vergessen, dass Gott derjenige ist, der uns aus Not und Bedürftigkeit herausholt. Die Wüste, durch die das Volk Israel zog, war ein Ort der Prüfung, aber auch der Offenbarung. In ihrer Bedürftigkeit wurden die Israeliten abhängig von der täglichen Fürsorge Gottes. So auch wir in unseren „Wüstenzeiten“, in Momenten der Unsicherheit und Schwierigkeiten. Gerade dort, wo unsere eigenen Kräfte versagen, erleben wir die Fülle der göttlichen Gnade.
Sich an die Existenz Gottes zu erinnern bedeutet aber auch, sich daran zu erinnern, dass wir nicht allein sind auf dieser Welt und die Welt sich nicht um uns herum dreht. Die Gemeinschaft mit Gott, mit Menschen und mit der Schöpfung, spielt eine entscheidende Rolle in unserem Glaubensleben. Das Volk Israel überlebte nicht allein in der Wüste, sondern als Gemeinschaft, gestärkt durch die Hilfe Gottes. Ebenso sind wir auf die Unterstützung und Liebe Gottes und unserer Mitmenschen angewiesen. Deshalb sollen wir in Zeiten des Überflusses großzügig teilen und in Zeiten der Not sollen wir einander beistehen.
Was sollten wir aber tun, damit wir Gott nicht vergessen? Das mindeste, was wir tun können ist: täglich die Bibel zu lesen, zu beten und die Gemeinschaft mit unseren Glaubensgeschwistern in der Kirche zu pflegen. Der Hl. Johannes Chrysostomus (Woskeberan) sagt: „Das Buch der Bücher gleicht einer Quelle, die beständig fließt und um so reichlicher strömt, je mehr man daraus schöpft“. Also versuchen wir ein wenig Zeit in unserem Alltag finden, um die Bibel zu lesen. Denn durch die In-Beziehung-treten mit Gott, durch die Freundschaft mit ihm, empfangen wir unsagbar mehr. Wir empfangen seine unendliche Liebe und Gnade.
Lasst uns also dankbar für Gottes Gnade sein und uns stets bewusst machen: Gott ist die Quelle allen Lebens und Segens. Alles, was wir haben und was wir sind, kommt von Gott. Wir sollten Gott niemals vergessen. In Zeiten des Wohlstands und des Glücks ist es besonders wichtig, dankbar zu sein und Gott die Ehre zu geben. Gehorsam gegenüber Gott ist der Schlüssel zu einem erfüllten Leben. Wenn wir Gottes Gebote halten, werden wir Frieden und Freude erfahren.
Wenn wir uns dessen bewusst sind, werden wir nicht nur als Einzelne wachsen, sondern auch als Gemeinschaft in Liebe und Nächstenliebe blühen. So werden wir die Warnung vor Hochmut in unserem Herzen tragen und die Gemeinschaft in Gott als Quelle der Kraft und des Trostes erleben. Amen.