Ein musikalischer Triumph

Die Armenischen Kulturtage Stuttgart 2025 eröffnet

Stuttgart, 17. Oktober 2025 – Gestern begann mit einem feierlichen Eröffnungskonzert in der Evangelischen Markuskirche ein kulturelles Highlight: die Armenischen Kulturtage Stuttgart 2025. Organisiert von der Armenischen Gemeinde Baden-Württemberg e.V., bietet das vielfältige Programm bis zum 26. Oktober eine Plattform für Kunst, Dialog und interkulturellen Austausch. Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Erzähl es deinen Kindern… Werte. Wissen. Traditionen“ und verband eine tiefgründige Podiumsdiskussion mit einem musikalischen Erlebnis höchster Qualität.

Die Eröffnung wurde von einer Podiumsrunde eingeleitet, die sich mit der Weitergabe von Erinnerung und Identität auseinandersetzte. Unter Leitung von Moderatoren diskutierten Adrienne Braun (Kulturjournalistin, Stuttgarter Zeitung), Mesut Ethem Kavalli (Drehbuchautor, „Asadur“) und Pfarrer Dr. Diradur Sardaryan (Armenische Gemeinde BW) über die Herausforderungen der armenischen Geschichte – vom Völkermord 1915/16 über die Vertreibung aus Arzach bis hin zur Suche nach Frieden mit Nachbarländern.

Der Höhepunkt des gestrigen Abends in der Evangelischen Markuskirche war zweifellos das Eröffnungskonzert, das die weltberühmte Sopranistin Karine Babajanyan und die virtuose Pianistin Lusine Khachatryan zu einem unvergesslichen Erlebnis gestalteten. Beide Künstlerinnen, gefeiert in Sälen wie der Staatsoper Stuttgart, Carnegie Hall und Wigmore Hall, woben ein Programm, das die Grenzen zwischen Kulturen und Epochen mühelos überwand. Von Wagner’s leidenschaftlichem „Dich, teure Halle“ aus Tannhäuser bis zu Puccini’s sehnsuchtsvollem „Un bel dì vedremo“ aus Madama Butterfly – Babajanyan entfaltete eine Stimme, die mit dramatischem Feuer und lyrischer Wärme besticht, wie Kritiken aus Mailand und Wien stets hervorheben. Ihre Stuttgarter Wurzeln, geprägt durch Triumphe in Madama Butterfly, verliehen ihrer Darbietung eine intime Tiefe, die in der sakralen Akustik der Kirche erstrahlte. „Der Klang einer Kirche trägt ein geheimnisvolles Versprechen“, verriet sie, „er fordert Authentizität und lässt keine Unsauberkeit entkommen.“

Khachatryan, deren Klavierkunst mit ihrem Album My Armenia internationale Anerkennung fand, fügte mit subtiler Präzision und leidenschaftlicher Energie hinzu. Ihre Interpretation von Berio’s „Loosin Yelav“ – ein Meisterwerk, das armenische Volksmelodien mit avantgardistischer Raffinesse verknüpft – schuf eine emotionale Brücke, die das Publikum in seinen Bann zog. Kritiken loben ihre Fähigkeit, „mit einem großen Klang und feuriger Technik“ (New York Times) zu überzeugen, sei es in Carnegie Hall oder beim Konzert mit dem Münchner Kammerorchester. Gershwin’s schwungvolles „I Got Rhythm“ brachte Jazz-Vitalität ins Spiel, während Komitas’ Werke die Seele Armeniens zum Klingen brachten. „Armenische Musik ist mein seelisches Zuhause“, erklärte Khachatryan, und ihre Hingabe spiegelte sich in jedem Ton.

Die Synchronität der beiden Künstlerinnen war magisch – „Wir atmen zusammen“, beschrieb Khachatryan treffend. Ihr Zusammenspiel, geprägt von gegenseitigem Respekt und künstlerischem Gleichklang, verwandelte das Konzert in eine Reise durch Geschichte und Gefühl. Von der kraftvollen Dramatik Wagners bis zur zarten Intimität armenischer Lieder schufen sie eine Atmosphäre, die das Publikum in Staunen versetzte. Ein Abend, der bewies, dass Musik nicht nur unterhält, sondern Kulturen vereint und Seelen berührt.

Die Armenischen Kulturtage bieten bis zum 26. Oktober weitere Highlights: Lesungen, Ausstellungen und Workshops in Stuttgart und Göppingen. Die Veranstaltung unterstreicht die Rolle der Diaspora als lebendige Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft. „Musik und Dialog verbinden Menschen“, fasste Babajanyan zusammen. Die Kulturtage laden ein, diese Verbindung zu erleben – ein kulturelles Fest, das Stuttgart bereichert.

Weitere Informationen und das vollständige Programm
finden Sie unter armenische-kulturtage-stuttgart.de.