The past is not dead

Kundgebung in Göppingen gedenkt
des Sayfo (Völkermord) von 1915

Göppingen – Gestern, am 15. Juni 2023, versammelten sich Hunderte Mensch auf dem Marktplatz in Göppingen, um an einer bewegenden Kundgebung teilzunehmen, die den Opfern des Sayfo (Völkermord) von 1915 gewidmet war. Die Veranstaltung wurde von mehreren Organisationen organisiert, darunter die Syrisch-Orthodoxe Gemeinde Göppingen Mor Jakob, die European Syriac Union, die Bethnahrin Frauen Union und Kano Suryoyo.

Die Kundgebung begann mit einer Schweigeminute, in der die Teilnehmenden ihre Gedanken den unschuldigen Opfern des Sayfo-Völkermords widmeten. Anschließend wurden bewegende Reden gehalten, um auf die Tragödie von vor 108 Jahren aufmerksam zu machen und die Bedeutung des Gedenkens zu betonen.

Unter den Rednern befand sich auch Pfarrer Dr. Diradur Sardaryan, der Gemeindepfarrer der Armenischen Gemeinde Baden-Württemberg e.V., der ein Grußwort sprach. Er betonte die enge Verbundenheit der armenischen und suryoye Gemeinschaften, sowohl im Glauben als auch durch ihre gemeinsame Geschichte. In seinem Grußwort sagte er:

„Heute kommen wir zusammen, um ihre Erinnerung zu ehren und unseren festen Willen zu bekunden, ihre Geschichte und ihr Erbe lebendig zu halten. Wir stehen hier als eine Gemeinschaft, die sich über die Grenzen von Zeit und Raum hinweg verbindet, um Solidarität, Mitgefühl und Gerechtigkeit zu fördern. Wir gedenken nicht nur der Opfer des Sayfo, sondern wir setzen uns auch dafür ein, dass solche Gräueltaten niemals wieder geschehen“.

Die Veranstalter machten deutlich, dass der SAYFO von 1915 nicht vergessen werden darf und dass es wichtig ist, die Erinnerung an diese schmerzhafte Episode der Geschichte aufrechtzuerhalten.

Die European Syriac Union, eine international tätige Organisation, setzt sich seit langem für die Anerkennung des SAYFO-Völkermords ein und fördert den Dialog zwischen verschiedenen Kulturen und Religionen. Die Bethnahrin Frauen Union und Kano Suryoyo engagieren sich ebenfalls aktiv für die Rechte der syrischen Gemeinschaften und setzen sich für Frieden und Gerechtigkeit ein.

Die Kundgebung endete mit einer beeindruckenden Kerzenkette, bei der Teilnehmende Kerzen entzündeten und somit ein Zeichen der Hoffnung und des Gedenkens setzten. Die Organisatoren zeigten sich dankbar für die Unterstützung und das große Interesse der Menschen, die sich für das Gedenken an die Opfer des SAYFO-Völkermords engagieren und wies auf die nächste Veranstaltung in diesem Zusammenhang hin. Am 24. Juni 2023 wird im Stauferkino der Film „Souls in Transit“ vorgeführt. Er zeigt die Zusammenhänge zwischen dem Völkermord von 1915 und des IS Überfalls auf Irak/Syrien und in welcher Situation sich die verbleibenden Suryoye im Irak befinden.

Der Völkermord an den syrischen Christen bezeichnet Ereignisse von 1915 bis 1917 während des Ersten Weltkrieges unter der Herrschaft der Jungtürken im damaligen Osmanischen Reich. Sie geschahen gleichzeitig mit dem Völkermord an den Armeniern und den Verfolgungen der Pontos Griechen. Der Völkermord wird auf Aramäisch Sayfo oder Seyfo („Schwert“, Syrisch-Aramäisch: ܣܝܦܐ) genannt. Am 15. Juni 1915 erreichte der Völkermord die Stadt Nisibis, eine Stadt deren Name für Wissenschaft und Kultur im kollektiven Gedächtnis der Suryoye steht, das durch den Völkermord ausgelöscht werden sollte.