In allen Religionen ist das Gebet Ausdruck der Hinwendung eines Menschen zu Gott. Beten beschreibt den Vorgang, zu Gott über sich selbst und die Menschen, die einem wichtig sind, zu sprechen. Beten heißt: Mit Gott sprechen und darauf vertrauen, dass ich nicht von dem lebe, was ich habe und leiste, sondern von dem, was noch entstehen kann. Indem einer dies tut, erkennt er Gott als den an, dem er alles Gelingen und Scheitern verdankt. Formen des Gebets sind die Bitte zu Gott, vor allem um Vergebung von Schuld, das Dankgebet, die Anbetung (Lobpreis) sowie die Fürbitte, die alles einschließt, was zum menschlichen Dasein gehört.
Beten erscheint manchen Menschen als schwierig. Dies empfand auch schon der Apostel Paulus so: „Wir wissen nicht, was wir beten sollen“, schrieb er im Römerbrief (9,26). Und die Jünger Jesu verlangten: „Herr, lehre uns beten“ (Lukas 11,1), worauf Jesus ihnen das Vaterunser, das wohl berühmteste Gebet, beibrachte.
Jeder Mensch ist nur ein Gebet weit von Gott entfernt. Der kürzeste Gebetsruf lautet: „Gott“ oder „Jesus“ oder „Christus“. Wer betet, hat die Hoffnung, dass ihm geholfen wird. Beten ist in bestimmten Lagen das Einzige, was ein Mensch tun kann, auch wenn sich konkret nichts verändert. Das Gebet hilft, eine bestimmte Situation auszuhalten.
Es eröffnet den Menschen die Möglichkeit Ängste, Sorgen und Hoffnungen anzusprechen. Dadurch gewinnt der Betende eine Distanz zu sich selbst, zu dem was ihn beschäftigt, ordnet Gedanken, klärt Sachverhalte und löst sich von der Klammerung an seine Sorgen. Er ist nicht länger ein Gefangener des Alltages.
Pfr. Dr. Diradur Sardaryan