Frieden mit euch allen!

Frieden zu wünschen, für den Frieden zu beten und sich für den Frieden einzusetzen war, ist und wird immer für die Menschen und Nationen von besonderer Bedeutung sein, die es “von Natur” aus, oder aus der Geschichte heraus, gelernt haben die Würde des Menschen zu achten. Diejenigen aber, die das Menschenleben verachten, die bereit sind Völkermorde zu begehen oder solche zu leugnen, kennen die Bedeutung und den Wert des Friedens nicht. Für solche ist Frieden ein Zeichen der Schwäche. Ist es aber so? Ist der Wille zum Frieden eine Schwäche?

Seit dem Anfang des Konflikts im September dieses Jahren in Artsakh bemüht sich die armenische Diplomatie, aber auch alle armenische Organisationen und einzelne Personen, im Gespräch mit der Welt, die Wichtigkeit und Notwendigkeit des Friedens herauszustellen. Das armenische Bemühen um den Frieden wird von einigen als Schwäche angesehen. Dass die armenischen Bemühungen für den Frieden keine sichtbare Resonanz in Europa finden, wird von der asero-türkischen Seite als eine Schwäche angesehen. Die Armenier seien lächerlich, so deren Propaganda-Botschaften. Ja, leider ist es so, dass die westlichen Partner, zumindest Öffentlich, schweigen, jeder für sich und alle gemeinsam miteinander. Oder sie versuchen „keine Partei zu ergreifen“, obwohl sie ganz genau wissen, was da los ist. Die zwei Nachbarländer Armeniens füttern ihre Völker mit weiteren Hassbotschaften: schaut hin, diese Armenier, die fliehen um Frieden, keiner will denen helfen, also wir haben Recht und wir werden die armenischen Besatzer vertreiben. Die Aserbaidschaner werden in ihre Häuser zurückkehren. Anders ausgedruckt sagen die: wir haben durch Öl und Gas alles so im Griff, dass kein Schwein sich gegen uns äußern kann, wir bringen Terroristen, haben die syrischen Flüchtlinge bei uns und werden damit jedem drohen, der nicht nach unserem Spiel spielt und wir werden weiter die Armenier schlachten, bis wir die „armenische Frage“, oder „das Vorhaben der Vorfahren“, die „Reste des Schwertes“ beseitigt haben.

“Der armenische Präsident Armen Sarkissian hat Brüssel besucht und dringend um Hilfe gebeten. Ansonsten drohe eine Eskalation des Krieges mit Aserbaidschan um Nord-Karabach. Doch EU und Nato ließen ihn abblitzen.” schreibt lostineu.eu

Bemerkenswert ist, dass kurz nach dem Treffen des Präsidenten mit EU und NATO die Türkei angekündigt hat, dass sie bereit sei, direkt in den Konflikt einzugreifen, wenn Aserbaidschan dies wünsche. Als ob sie jetzt schon nicht direkt dabei sei.

Was ich sagen wollte: wir beten für den Frieden und wünschen Frieden für uns, für unsere Nachbarn und für die ganze Welt. Mir und meinen Schwestern und Brüdern in Armenien tut jedes verlorene Menschenleben, besonders wenn man darüber nachdenkt, dass es junge 18. – 19. jährige Jungs sind, auf beiden Seiten weh. Wir beten für die Gefallenen, für die Verletzten, für die Opfer unsererseits, aber auch für die Opfer auf der anderen Seite. Auch diese Menschen muss man bemitleiden, denn sie wurden seit Jahrzehnten instrumentalisiert, sind Opfer einer großen hasserzeugenden asero-türkischen Propagandamaschinerie. Mehrere tausend Menschen sind bereits in diesem Krieg verstorben. Mehrere tausend.

Kein Mensch kann etwas für seine Herkunft, Hautfarbe, Geburtsort. Das haben unsere Nachbarländer leider nicht begriffen und möchten es nicht akzeptieren. Hätten Sie es gemacht, wären die nationalen Minderheiten in diesen Ländern nicht diskriminiert, würde die Geschichte anders aussehen. Wir haben aber das, was wir haben und daran ist jeder schuld. Nicht nur der Täter, sondern auch derjenige der schweigt, auch derjenige, der Hilfe unterlässt, der durch sein Verhalten zur weiteren Eskalation beiträgt.

Die Suche nach dem Frieden ist keine Schwäche. Wir sind als Christen immer unserem Herrn Jesus Christus treu geblieben, der auch Frieden suchte, predigte und stiftete. Er wurde von den Mächtigen dieser Welt gekreuzigt. Auch wir, als Volk, wurden mit ihm gekreuzigt, und dies nicht nur ein Mal. Doch Jesus Christus ist auferstanden von den Toten und hat durch seinen Tod den Tod besiegt. Auch wir sind bis jetzt auferstanden. Wir waren, sind und werden am Leben bleiben, denn unsere Hoffnung ist Gott, der Stifter des Friedens und des Lebens.

Frieden zu suchen ist keine Schwäche, sondern ein Weg, der zum Sieg führt. Wir werden die Kräfte des Bösen besiegen und werden Frieden erzwingen. Gott ist mit uns.

Pfr. Dr. Diradur Sardaryan

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Eine verknotete Pistole: Das Werk „Non Violence“ des schwedischen Künstlers Carl Fredrik Reuterswärd steht als Friedenssymbol seit 1988 vor dem Hauptsitz der Vereinten Nationen in New York. © Foto: Thomas Koehler/photothek.net