„Seht zu und hütet euch vor aller Habgier;
denn niemand lebt davon, dass er viele Güter hat“
Luk. 12, 15.

Liebe Schwestern und Brüder,

wir befinden uns in der Hisnaks-Zeit, die armenische Adventszeit, in der die Kirche uns hilf, uns auf die hellsten Feiertage des Jahres, Christi Geburt und Theophanie, vorzubereiten. Die Geburt des Herrn ist ein Fest des Lichts und der Hoffnung. Um diesem Fest würdig zu werden und es in vollkommener Weise zu genießen, müssen wir von unseren Sünden reinigen, uns von allem finsteren befreien und zulassen, vom Herrlichen Lichte erleuchtet zu werden. Erleuchtet werden, weil wir heute, umgeben von der Finsternis, des Lichtes nötig haben.

Die Habgier, vor der Christus uns warnt, ist eine der sieben Todsünden. Die Kirchenväter sagen, dass Habgier den Geist und die Seele eines Menschen verfinstert, ihn vom Weg der Erlösung ablenkt und ihn dazu verleitet, Schätze und Reichtümer in der vergänglichen Welt, nicht im ewigen Himmelreich, anzuhäufen. Der gierige Mensch weicht vom Licht ab und wird ein Gefangener der Finsternis. Christus lädt uns daher ein, die Habgier aufzugeben und Schätze im Himmelreich zu sammeln.
Finsternis existiert nicht aus sich heraus. Finsternis ist die Abwesenheit von Licht. Wo Licht ist, ist keine Finsternis. Christus ist nicht der König der Finsternis, sondern der König des Lichts. Die ganze Bibel, die ganze kirchliche Tradition, die ganze Geschichte der Menschheit spricht darüber. Simeon der Greis fasst alles mit einem Satz zusammen, als er das Jesuskind in den Armen der Jungfrau Maria sieht. Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.“ (Lukas 2: 29-32).
Heute lade ich Sie ein, die Zeit des Hisnak-Fastens zu nutzen, um uns von der Sünde und dem Schmutz der Habgier, die uns oft umgibt, loszuwerden. Öffnen wir unsere Augen und achten wir auf unsere Brüder und Schwestern, die Opfer eines schrecklichen Krieges, einer Pandemie und extremer Armut geworden sind. Heute brauchen sie uns. Lassen Sie uns dieses Jahr auf das teure Silvester und Weihnachtsfeier verzichten – Weihnachtsreisen, hohe Festausgaben und teure Geschenke – und die dafür vorgesehenen Mittel unsere lieben Brüder und Schwestern in Not zur Verfügung stellen. Lassen Sie uns den Weg des Fastens, der Zurückhaltung und des Gebets, der Umkehr und der Nächstenliebe gehen, damit wir, indem wir von der Knechtschaft der Sünde befreit werden, unsere blinden Augen geöffnet und unsere steinigen Herzen durch sänftige ersetzt werden, das Licht der Erlösung sehen. Lassen Sie uns die Finsternis beiseitelegen und uns dem Licht der Gotterkentniss zuwenden. Lassen Sie uns verstehen: „niemand lebt davon, dass er viele Güter hat“. Lassen sie uns durch gute Taten würdig werden, Söhne des Lichts genannt zu werden. Amen.

Pfr. Dr. Diradur Sardaryan