Am 02. November 2024 begehen wir in der Armenischen Apostolischen Kirche das Fest Aller Heiligen – ein Tag, der seit Jahrhunderten in der gesamten Kirche eine besondere Bedeutung hat. Dieser Tag ist denjenigen Heiligen gewidmet, deren Namen uns vertraut sind, aber auch den unzähligen unbekannten Heiligen, deren Leben und Wirken nur Gott bekannt sind. Dieses Fest ist nicht nur eine Würdigung der Heiligen der Vergangenheit, sondern auch eine Einladung an uns alle, nach einem Leben in christlicher Tugend und Liebe zu streben.

Die Bedeutung des Festes im Kirchenjahr

Die Tradition der Heiligenverehrung begann in der frühen Christenheit. Ursprünglich wurden die Apostel verehrt, dann die Märtyrer, die für ihren Glauben ihr Leben gaben, und schließlich herausragende kirchliche Persönlichkeiten wie Geistliche, Eremiten und Gerechtigkeitskämpfer. In der Armenischen Kirche hat dieses Fest eine besondere Symbolik, da es aufzeigt, dass das Streben nach Heiligkeit kein fernes Ideal ist, sondern ein offener Weg für jeden Menschen.

Die Armenische Apostolische Kirche
und die Allumfassende Bedeutung des Festes

Das Fest Aller Heiligen betont die Bedeutung von Glauben und Tugend in der Welt. Heilige sind für uns Vorbilder in ihrem Streben nach einem Leben in Gottes Gnade, wie es der Apostel Johannes sagte: „Kinder, lasst uns nicht lieben mit Worten oder mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit“ (1 Johannes 3:18). Heilige sind diejenigen, die nicht nur in Worten, sondern in ihren Taten bezeugten, dass die Liebe zu Gott und den Menschen das höchste Ziel ist.

In der Armenischen Kirche gibt es keine Einschränkung im Streben nach Heiligkeit. Die Heiligen verehrten nicht nur Gott, sondern dienten in Liebe den Menschen, was in ihren Worten und Taten zum Ausdruck kam. Ihr Leben ist ein lebendiges Zeugnis der christlichen Werte, die uns alle leiten können.

Ein Fest für die Unbekannten und Namenlosen

Es gibt Heilige, deren Namen in der Weltgeschichte unbekannt geblieben sind. Dies sind Menschen, die vielleicht in abgelegenen Klöstern lebten oder als Märtyrer starben, ohne dass ihre Geschichte jemals niedergeschrieben wurde. Die Armenische Kirche widmet daher diesen Festtag allen Heiligen – sowohl den bekannten als auch den namenlosen. Es ist ein Tag der Erinnerung an die bekannten und unbekannten Seelen, die ein Leben in Christus führten.

Heiligkeit als Inspiration für das Leben heute

Die Heiligenverehrung ist für die Armenische Kirche nicht nur Tradition, sondern auch eine Quelle der Inspiration und der inneren Stärkung. „Seid heilig, denn ich bin heilig“ (3 Mose 11:45), sagt Gott in den Schriften. Für die Gläubigen ist dies nicht nur ein Gebot, sondern eine Einladung, in Christus und mit Christus zu wachsen. Die Heiligen zeigen uns, dass wahre Freude und Erfüllung nicht aus dem Materiellen kommen, sondern aus dem Glauben, der auch die härtesten Prüfungen des Lebens übersteht.

In einer Zeit, die oft geprägt ist von Schnelllebigkeit und Oberflächlichkeit, erinnert uns das Fest Aller Heiligen daran, dass ein erfülltes Leben in der Tiefe des Glaubens wurzelt. Das Leben der Heiligen ist ein Spiegelbild dieser Hingabe und Demut. Ihre Taten sind ein Leuchtturm für alle, die auf der Suche nach wahrer Erfüllung sind, jenseits von Reichtum und Ruhm.

Ein Tag des Gedenkens und der Erneuerung

Das Fest Aller Heiligen ist ein Tag des Erinnerns und der Erneuerung. Es ist ein Tag, an dem wir uns bewusst werden können, dass das Streben nach Heiligkeit nicht etwas ist, das nur den großen Heiligen der Vergangenheit vorbehalten ist. Vielmehr ist es eine Einladung an uns alle, die Tugenden von Glauben, Liebe und Gerechtigkeit in unserem Alltag zu leben.

So feiern wir heute nicht nur die Heiligen, sondern auch den Ruf an jeden Einzelnen, das Licht des Glaubens in die Welt zu tragen. Lasst uns an diesem Festtag der Heiligen gedenken und uns inspirieren lassen, das Leben in der Liebe Christi zu leben. Denn wie es in der Bibel heißt: „Alles, was wahrhaftig, alles, was ehrbar, alles, was gerecht, alles, was rein, alles, was liebenswert, alles, was wohlklingend ist, sei euer Streben“ (Philipper 4:8).

Pfr. Dr. Diradur Sardaryan